Das Lied vom alten Helden
Am 10. August 1814.
Es liegt ein Held begraben
Tief in des Berges Nacht,
Wol viele Jahre haben
Schon über ihm gewacht.
Allein er schläft nur fester,
Und auch das Träumen läßt er.
Er war ein ries'ger Streiter
Einst in dem deutschen Land;
Das heil'ge Reich befreit' er,
Warf Ritter in den Sand,
War stets in Kampfes Mitte,
Und doch voll frommer Sitte.
Auf dir lag Gottes Segen,
Du deutsches Vaterland,
So lang den mächt'gen Degen
Er hielt in starker Hand.
O, daß nicht ew'ges Leben
Dem Helden war gegeben! –
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Viel edle Kämpfer starben
Wol in dem blut'gen Strauß,
Da stieg, bedeckt mit Narben,
Er auf sein Felsenhaus,
Und von dem Vätersaale
Hinab zum Todtenmahle.
Wol viele Jahre schlief er,
Versank im Berge ganz,
Und mit ihm immer tiefer
Versank der deutsche Glanz;
Auch wie die Helden bieder
Erstarben ihre Lieder. –
Seit nicht des Helden Lanze
Im deutschen Kampf mehr sauft,
Der feile Welsch' und Franze
Im heil'gen Reiche haust.
Der freie Stamm in Ketten,
Und Niemand ihn zu retten? –
Es bricht ein Morgen helle
Weit in das Land hinein,
Selbst bis zur Grabesschwelle
Des Helden dringt sein Schein.
Beim Klang der alten Lieder
Regt er die starken Glieder;
Greift zu der rüst'gen Wehre,
Erhebt sich aus der Gruft,
Wol zu der Väter Ehre,
Empor zum Himmelsduft;
Auf hohem Thurm die Lanze
Schwingt er im Morgenglanze.
Und schnell auf allen Höhen,
Gerüstet ganz in Stahl,
Sieht man die Ritter stehen,
Es jauchzt das ganze Thal;
[198]Und weit in deutschen Landen
Ist neu die Kraft erstanden.
Vom hohen Felsensitze
Stürzt in verjüngter Pracht
Wol an des Volkes Spitze
Der Held sich in die Schlacht.
Um deutsche Schmach zu rächen,
Strömt Frankenblut in Bächen.