An eine Orangenblüte

1807.


Was willst du in den kalten Zonen,
O Blume, die aus Süden kam?
Auch ich muß in der Fremde wohnen
Voll Sehnsucht und voll Gram.
[6]
Und beide nur ein kläglich Leben,
Im Krankenhause, leben wir;
Was uns der Heimat Götter geben,
Wer nützt und liebt es hier?
Verschließe deine zarten Düfte,
Den Kelch von Wohlgerüchen schwer,
Und ströme nicht in Todtengrüfte
Des höchsten Lebens Meer.
Auch sie, der unter milderm Himmel
Wol manches kleine Lied entquoll,
Die Harfe schweigt im Kriegsgetümmel,
Sie klang so minnevoll.
Dort magst du wieder dich entfalten,
Wo deine warme Heimat blüht;
Dort, wo die stillen Zauber walten,
Sing' ich ein neues Lied.
Und können wir es nicht erwerben,
Der höchsten Sehnsucht höchstes Ziel,
So laß uns welken, laß uns sterben
In schmerzlichem Gefühl.

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