Perkêo
Das war der Zwerg Perkêo im Heidelberger Schloß,
An Wuchse klein und winzig, an Durste riesengroß.
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Man schalt ihn einen Narren, er dachte: »Liebe Leut',
Wärt ihr wie ich doch alle feuchtfröhlich und gescheut!«
Und als das Faß, das große, mit Wein bestellet war,
Da ward sein künftiger Standpunkt dem Zwergen völlig klar.
»Fahr' wohl«, sprach er, »o Welt, du Katzenjammertal,
Was sie auf dir hantieren, ist Wurst mir und egal!
Um lederne Ideen rauft man manch heißen Kampf,
Es ist im Grund doch alles nur Nebel, Rauch und Dampf.
Die Wahrheit liegt im Weine. Beim Weinschlurf sonder End'
Erklär' ich alter Narre fortan mich permanent.«
Perkêo stieg zum Keller; er kam nicht mehr herfür
Und sog bei fünfzehn Jahre am rheinischen Malvasier.
War's drunten auch stichdunkel, ihm strahlte inneres Licht,
Und wankten auch die Beine, er trank und murrte nicht.
Als er zum Faß gestiegen, stand's wohlgefüllt und schwer,
Doch als er kam zu sterben, klang's ausgesaugt und leer.
Da sprach er fromm: »Nun preiset, ihr Leute, des Herren Macht,
Die in mir schwachem Knirpse so Starkes hat vollbracht:
Wie es dem kleinen David gegen Goliath einst gelang,
Also ich arm' Gezwerge den Riesen Durst bezwang.
Nun singt ein De Profundis, daß das Gewölb' erdröhnt,
Das Faß steht auf der Neige, ich falle sieggekrönt.«
... Perkêo ward begraben. – Um seine Kellergruft
Beim leeren Riesenfasse weht heut noch feuchte Luft,
Und wer als frommer Pilger frühmorgens ihr genaht:
Weh' ihm! Als Weinvertilger durchtobt er nachts die Stadt.