13.
Wenn man an der Innerste aufwärts von Hildesheim nach Marienburg geht, findet man etwa auf der Hälfte des Weges eine Höhle, das sog. Zwergloch. Dort wohnte vor vielen Jahren ein Volk von Zwergen unter einem eigenen Könige. Ein Schäfer erzählte darüber folgendes: Lange vor unserer Zeit hatten die Zwerge in dem Loche ihre Schmiede, wovon es noch heutiges Tages schwarz ist. Die Zwerge schmiedeten aber nichts als Gold und Silber, und wenn sie fleißig arbeiteten, so wuchs von der Hitze unten das Korn oben so, daß es eine Pracht zu sehen war. Auch sagen die Leute, daß bisweilen lauter silberne und goldene Körner in den Aehren gewesen wären. Das glaube ich aber nicht. Nur so viel ist gewis, daß das Korn an dem Hügel nicht mehr so gut wächst wie ehemals, als die Zwerge noch ihre Schmiede unten in dem Loche hatten. Der Magistrat von Hildesheim hat sie vertrieben, weil die Kinder der Zwerge immer in die Erbsenfelder gingen und die grünen Schoten stahlen. Es weiß aber niemand, ob die Zwerge über die Innerste in die neue Welt gegangen sind, oder ob sie sich tiefer in die Erde verkrochen haben. Meiner Mutter Vater ließ es sich nicht nehmen, daß das Loch weit unter der Erde fortgehe, und daß sich die Zwerge noch darin aufhalten. Auch hat er einmal, als er die Schafe hütete, nicht weit von dem Loche ein ganz kleines Weib an der Innerste sitzen sehen, das lauste zwei kleine Kinder, die waren nicht größer als die Wurzelpflanzen da.
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