[45] 67. Der Seckelnborger.

Bei Mandelbeck, in der Mandelbecker Forst, sollen die Ruinen der Seckelnborg (Sichelburg) liegen. Auf ihr wohnte der Seckelnborger, ein Raubritter. Nach andern war er ein Räuber, der in dem genannten Walde, welcher ihm gehörte, in einer Felshöhle oder in einer Grube hauste. Dieser Seckelnborger war sehr grausam. Allen Menschen, die in seine Hände fielen, selbst den armen Leuten, die sich aus dem Walde Holz holten, schnitt er mit einer Sichel den Kopf ab. Er soll selbst den Frauen die Brüste abgeschnitten haben.

Der Seckelnborger hatte, um seine Verfolger zu täuschen, die Hufeisen verkehrt unterschlagen lassen; deshalb konnte er, so sehr man ihm auch wegen seiner vielen und großen Unthaten nachstellte, niemals erhascht werden. Einst war man ihm aber doch auf die Spur gekommen und verfolgte ihn hitzig; er aber sprengte in der Richtung von Osterode fort. Als er nun auf seiner Flucht auf den Berg bei Osterode gekommen war, welcher Höwesthal (Höwesdal) heißt, wickelte er seinem Pferde den Mantel um den Kopf, sprengte hinab in die Tiefe und ward zerschmettert.

Der Leichnam wurde nach Mandelbeck gebracht; aber weil er so gottlos gewesen war, wollte man ihn in keinem Orte auf dem Kirchhofe begraben lassen. Die Bewohner von Langen-Holtensen und von Denkershausen weigerten sich des; die letztern wollten nicht einmal zugeben, daß die Leiche durch ihren Ort gefahren würde. Das ließen die Lagershäuser doch wenigstens zu. Endlich wurde er in Wiebrechtshausen unter der Dachtraufe der dortigen Kirche begraben. Dafür fiel die Mandelbecker Forst, welche ihm gehört hatte, dem Kloster Wiebrechtshausen zu. Die Lagershäuser erhielten dafür, daß sie die Leiche durch ihr Dorf hatten fahren lassen, die Berechtigung in der Mandelbecker Forst Abfallholz lesen zu dürfen. Der Pfarrer von Edesheim, welcher dem Seckelnborger »den Leichentext gehalten«, bekam von dieser Zeit an jährlich acht Klafter Holz, welche auch bis auf den heutigen Tag dem jedesmaligen Pastor von Edesheim geliefert werden. Noch jetzt zeigt man den Grabstein des Seckelnborgers, auf dem eine menschliche Figur abgebildet ist, welche eine Sichel um den Hals hat.

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