5.

Eine Edelfrau war so geizig und hartherzig, daß sie keinem Armen etwas gab. Das ging so weit, daß sie den Armen, die sie darum baten, nicht einmal die abgerahmte Milch gab, sondern sie jedes Mal gleich in den Schweinetrog schüttete. Ihre Magd dagegen war mitleidig und goß oft solche Milch in den Gossenstein, woraus dann die Armen sie verstohlener Weise holten. Dafür erhielt sie auch manches Gotteslohn. Die Edelfrau starb, zeigte sich aber nach ihrem Tode alle Tage im Hause, indem sie leibhaftig auf dem Schweinetroge saß. Die Magd, welche sie wohl erkannte, fragte sie endlich, warum sie [227] wieder erschiene. Die Frau antwortete, sie könne nicht selig werden; wenn sie ihr aber nur ein einziges Gotteslohn abgeben wolle, so werde sie die Seligkeit erlangen. Die Magd erwiederte, sie wolle ihr gern alle ihre Gotteslohne geben, sie hoffe sich wieder andere zu erwerben. Darauf schied die Frau mit dem herzlichsten Danke von der Magd und sagte, sie werde nun nicht wieder kommen, denn jetzt werde sie selig werden.

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