3.

Wenn du das dicke Buch durchblätterst der Geschichte,
Du findest wiederholt auf jedem Blatt Berichte
Von widerwärt'gem Kampf und greulichem Verrat,
Und selbst auf dunklem Grund steht jede lichte That.
Und auch des Dichters Kunst, die sich die freie nennt,
Doch knechtisch hinterdrein nur der Geschichte rennt,
Weiß auch nichts Besseres zu unserem Ergötzen
Als nächtliches Geschick und blutiges Entsetzen.
Als sei von Gottes Welt nur dieses vorzuzeigen,
Was man eh'r sollt' aus ihr vertilgen durch Verschweigen.
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Als sei in der Natur nur Frost und Hagelschlag
Und gift'ger Raupenfraß, kein blüh'nder Rosenhag;
Und in des Menschen Haus nur Krankenstubenjammer,
Kein Kindertummelplatz und keine Hochzeitkammer.
Die Weichlichkeit ist schlecht, der Leichtsinn ist nicht gut,
Doch not ist heitrer Ernst und froher Lebensmut.
Des Schattens kann im Bild entbehren nicht die Kunst,
Doch ist ihr Element das Licht und nicht der Dunst.
Mag die Geschichte nicht des traur'gen Amts entbehren,
Daß durch Unmenschliches sie uns will Menschheit lehren;
O Phantasie, wenn du die Blüte willst entfalten
Der Menschheit, sollst du ihr kein Jammerbild vorhalten.

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