Wohnlichkeit

Nicht am Meere will ich wohnen,
Wo ans Land die Woge schlägt,
Grüße bringt von fremden Zonen,
Wo mich hin kein Nachen trägt.
Wohnen nicht am großen Flusse,
Der in Ruhe nie verweilt,
Stets mit süßem Wassergusse
Bitterm Tod entgegeneilt.
Wohnen will ich nicht in diesen
Alpenthälern, wo sie stehn,
Die getürmten Schöpfungsriesen,
Und so stolz herniedersehn.
Als ein Wandrer will ich schauen
Alles dieses wohl einmal,
Aber dann mein Hüttchen bauen
Im bebüschten Heimatthal.
Wo der sanft gehob'ne Hügel
Sich nur kränzt mit Blütenschnee,
Und dem raschen Bache Zügel
Anlegt der gehalt'ne See.
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Wenn sein Grund den Himmel spiegelt,
Wipfel wurzeln in die Flut,
Ist Geheimnis mir entsiegelt,
Wie die Höh' im Tiefen ruht.
Wolken kommen, Wolken fliehen,
Was ich lebte, was ich litt;
Und den Vögeln, welche ziehen,
Geb' ich Liebesgrüße mit.
Einen Gruß an jede Zone,
Wo es glüht und wo es kühlt,
Daß in jeder glücklich wohne,
Wer in sich die Schöpfung fühlt.

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