Der ander Auffzug.
Teutschland gehet auff in Jhrem höhesten Prachte die Trabanten und Edelleute vor Jhr her / die Wollust folget Jhr auff den Fuß / nach dieser kommen vier ansehnliche fremde Herren: Der erste von denselben ist gekleidet als ein Spanier heisset Don Anthonio, der ander gehet als ein Franzoß /heisset Monsieur Gaston, der dritte kommet auffgezogen als ein Kroate / heisset Signoro Bartholomeo und der vierte als ein Teutscher Reuter im Köller mit rohten Atlassen Ermelen und Hosen /heiset Herr Karel. Diese vier gehen gleichsahm schmutzend hinder Jhr her / stekken bißweilen die Köpfe zusammen und reden heimlich / hierauff kehret sich gahr freundlich zu Jhnen und redet sie an.
TEUTSCHLAND.
Nun seid mir zu viel Tausend mahlen wilkommen / Jhr rechtschaffene ehrliche Cavalliers: Jch habe schon längst gewünschet die Ehre zu haben / Euch sämtlich und besonders an unserem Königlichem Hofe zu sehen / auff daß man Euch alle selbst erwünschete Gnade und Guhtthaten dieses Ohrtes müchte erweisen. Aber / Jch bitte Euch / saget mir doch / wie hat sich das immermehr gefüget / daß Jhr vier Edle Ritter von so gahr unterschiedenen Nationen eben an diesem ohrte und zwahr zu einer Zeit seid beieinander kommen?
DON ANTHONIO.
Allerdurchläuchtigste Königinn / der hohe Ruhm / mit welchem E[uer] Majestätt weltbekante Tugend dieselbe gleichsahm hat überschüttet / nebenst der [85] trefflichen Grandezza Jhres großmächtigsten Königreiches haben mich in meiner annoch zahrten Jugend auffgebracht / daß Jch mein Vaterland Sevilien verlassen / mich in Niederland und ferner in Hochteutschland begeben / daselbst die Teutsche Spraache gelernet / mich dabenebenst in allerhand ritterlichen Übungen weitlich gebrauchet / der unweifentlichen Zuversicht gelebend / Jch als ein Cavallero von guhten Qualiteten E[uer] Majestät dermahleinst unterthänigst würde auffwahrten und mit der zeit von derselben zu ansehnlichen Amteren und hohen Ehren könte befodert werden.
TEUTSCHLAND.
Aber Jhr Monsieur Gaston, erzehlet mir doch auch mit weinigen / wie denn Jhr zu dieser lieben Gesellschafft seid gerahten?
MONSIEUR GASTON.
Von Hertzen gern Madame: Es ist zwahr dieses nicht das erste mahl / daß Jch mich dieser öhrter auffhalte / gleichwol hat das weltbekante Lob / welches E[uer] Majestätt in der grossen Stadt Pariß / als auch in gantz Frankreich wird nachgeredet / veruhrsachet / daß Jch mich abermahl zu einer so höchstlöblichen Regentinnen habe anhero verfüget / denn es bei uns Franzosen ein gemeines Sprichwohrt ist. L'Allemannie entendu possedera la Charge du magistrat. Daß nemlich das verständige Teutschland billig sol regieren. Zu deme so habe Jch von unterschiedlichen verstanden / daß bei E[uer] Majestätt treffliche guhte Pferde / derer Jch ein über alle mahssen grosser Liebhaber bin / zu finden / welche Jch gerne sehen / und da es immer müglich / eins oder etliche derselben vor dankbahre vergeltung theilhafftig werden müchte.
[86]TEUTSCHLAND.
An Pferden Monsieur Gaston sol es weder Euch noch einigem fremden Cavallier, der mich zubesuchen anhero komt / gahr nicht ermangelen / sie sind alle / Ja auch meine eigne Leibrosse und beste Gutschpferde zu Eurem Dienste. Wie hat aber Euch das guhte Glük hieher geführet Signoro Bartholomeo?
SIGNORO BATHOLOMEO.
Jch habe mich schon lange Zeit Illustrissima Donna, ohne üppigen Ruhm zu melden im Kriegeswesen geübet / sonderlich aber gegen den Türkischen Bluhthund mich tapffer lassen gebrauchen / unterdessen hat das bekante Gerüchte von E[uer] Majestätt übergrossen Macht und Herrligkeit mich hieher getrieben / und habe Jch / als Jch zu Frankfurt angelanget / daselbst in der Herberge / zuer Ketten genant / den Don Anthonio wie auch den Monsieur Gaston angetroffen / bin also in guhter Compagnia mit Jhnen anhero gereiset / wozu mich auch dieses vornemlich bewegen / daß Jch vernommen / wie daß Eure Majestät viel herrlicher schöner Gefässe / güldene und silberne Trinkgeschirre / nebenst anderen trefflichen Kleinodien / Ketten / Perlen / Edelsteinen und derogleichen raren Juwelen in Jhrer Macht hätte / derer etliche Jch / als ein grosser Liebhaber und Verwunderer solcher schönen Sachen / zum weinigsten nur zu sehen / oder im falle es immer müglich / an mich zu kauffen ein sonderbahres Verlangen jederzeit zeit getragen / zumahlen Jch guhte Mittel habe solche zubezahlen / und ja gantz kein Zweifel / daß derselbe / so Gelt hat / alles könne erlangen / nach dem wolbekanten Sprichwohrte: Il tutto ubbedesce al denaro.
[87]TEUTSCHLAND.
Mein Signoro Bartholomeo, da sol es nicht ümme zukommen: Habet Jhr zu schönen Trinkgeschirren / fremden und mit allerhand Edelgesteinen und Schmeltzwerke wol außgearbeiteten Kleinodien eine sonderbare Lust / so seid versichert / daß Jch Euch damit eben so wol / als den Monsieur Gaston mit guhten Pferden / und den Don Anthonio mit einem ansehnlichen Amte und Ehrenstelle werde beschenken; Aber Jhr Herr Karel / Jhr seid mir ja dieses Ohrtes gahr ein fremder Gast!
HERR KARL.
Großmächtigste Königinn / eben deroselben Euer Majestät hohen Ruhm / welcher diese meine Gesellen hat auffgemuntert / daß sie sich an deroselben Königlichen Hoff begeben / hat auch mich gereitzet / daß Jch meine ansehnliche Bergschlösser auff eine Zeit verlassen / und mich nebenst diesen Cavallieren, demnach Jch sie ungefehr auff der Reise angetroffen / an Euer Majestät Hoff in aller Unterthänigkeit verfüget / beides daß E[uer] Königl Majestät Jch gehorsahmst auffwahrten / denn auch / dieweil mir bekant / daß dieselbe ein treffliches gesundes / wolerbautes Land beherrschet / Jch als E[uer] Majestät geringster / jedoch allergetreüster Diener unter deroselben gühtigem Scepter und hochlöblichen Regierung den rest meines Lebens glüklich müchte verschliessen.
TEUTSCHLAND.
Herr Karel / Jhr thut recht und wol daran / daß Jhr vor allen anderen Königreichen der Welt eben daß meinige zuer Wohnung habet erwählet / und wahrlich / Euer Vorhaben wird Euch nimmermehr gereuen: Mein Land ist weit / groß / fruchtbahr / wol erbauet / volkreich / und / kurtz gesaget / Teutschland fehlet nichts. Leset nur aus etlicher meiner Landgühter / welche Eüch vor allen anderen gefallen und lasset michs nur wissen / sie sollen Euch alsobald zuem Eigenthum eingeräumet werden / und Jhr [88] Don Anthonio, zweiffelt nicht / Jhr sollet bald zu hohen digniteten gebracht / Jhr Monsieur Gaston mit guhten Pferden und Jhr Signoro Bartholomeo mit allerhand schönen Kleinodien von mir beschenket und verehret werden.
Sie bedanken sich alle vier mit einer sehr tieffen unterthänigen Reverentz / Jmmittelst öffnet sich der Schauplatz / darauff stehet eine schöne Taffel mit vergüldeten Schüsselen voller Konfekt / viele güldene und silberne Becher / Pokal und allerhand Trinkgeschirr / an der seiten stehet ein Schenktisch /welcher übermässig mit mancherlei köstbahren Gefässen ist geschmükket / daß Gemach und die Wände mit schönen Tapezereien gezieret / etliche Stühle mit güldenen Küssen / alles auffs prächtigste man es immer kan haben außgerüstet / hierauff spricht.
TEUTSCHLAND.
Jhr meine wehrte Cavallier, Jch bitte Euch perdonnirt mir / dafern Jch Euch nicht nach Euren meriten tractire, mein Wille ist guht, Jch habe befohlen dieses geringe Banketchen so lange anzurichten / biß meine Königliche Taffel färtig und Jch die Herren zur Mahlzeit führen lasse. Bitte demnach / sie wollen sich unterdessen setzen und ein weinig von dem auffgetragenen Konfekt nebenst einem Trünklein Wein versuchen / biß wir die Abendtaffel mit einander halten / Ey die Herren setzen sich doch.
MONSIEUR GASTON.
Allerdurchläuchtigste Königinn / gnädigste Frau / wir bedanken uns zuem allerunterthänigsten vor die hohe Königliche Gnade / welche uns ohne allen unseren Verdinest von E[uer] Majestät wird erwiesen / welche zwahr wir nimmermehr können vergelten / wir versicheren aber E[uer] Majestät hiemit unterthänigst / daß wir werden sterben deroselben gehorsahmste Schlaven.
[89]TEUTSCHLAND.
Schweiget doch von der gahr geringen Ehrbezeigung / welche Euch bei dieser so schlechten gelegenheit wiederfähret / Jhr meine liebe Cavallier, denn dieses erfodert ja meine Schuldigkeit; Teutschland ist verpflichtet /solche vorneme Völker und Nationen alles Jhres Vermögens theilhafft zu machen / Aber wornach wahrten sie? Jch bitte die Herren setzen sich nieder.
Hie setzet sich die Königin oben an / der Hofemeister setzet der Königinn den Don Anthonio und Signoro Bartholomeo zuer Rechten /den Monsieur Gaston und Herrn Karel zuer Linken. Frau Wollust stehet hinter der Königin / hüpfet und springet. Der Hofemeister / Hoff Junkeren und andere Diener legen der Königinn und Jhren
Gästen Konfekt vor / schenken in die Becher / derer jeglicher einen vor sich hat / die Königinn auch Jhren eigenen.
TEUTSCHLAND.
Jhr Ehrliche Cavallier, es ist mir mit Wohrten außzusprechen unmöglich / wie hertzlich lieb mir Jhre sämtliche Anherokunfft und wie angenehm mir anitzo Jhre süsse Gegenwahrt ist / wolte GOtt Jch könte Jhnen beliebliche Dienste lassen erweisen.
DON ANTHONIO.
Allergnädigste Königinn / es wiederfähret uns die allerhöheste Ehre der Welt / in deme wir gewürdiget werden E[uer] Majestät die Hände zu küssen / ja so gahr an deroselben Königlichen Taffel tractiret zu werden.
TEUTSCHLAND.
Was saget Jhr Don Anthonio? Habe Jch es nicht schon da unten im Sahl gedacht / daß Jch entschlossen sei Euch alle mügliche Freundschafft / nicht nur bei dieser schlechten Collation, sonderen so lange Jch die Ehre Eurer gegen wahrt werde gemessen / erweisen zulassen? Jmmittelst bringe Jch Jhnen dieses zuem freundlichem Willkommen auff die Gesundheit der gantzen Gesellschafft.
[90] Sie stehen alle vier auff / machen Jhre tieffe Reverentz / stehen auch so lange biß die Königinn welche den Becher gantz außsäufft hat getrunken /
darauff setzen sie sich wieder und spricht.
DON ANTONIO.
Monsieur Gaston, Jch bringe Euch diesen Becher auff Gesundheit / langes Leben und alles Königlichen wolergehendes von Jhrer Majestät.
MONSIEUR GASTON.
Jch bedanke mich zuem allerdienstlichsten / der allerhöhester GOtt wolle Jhre Majestät bei langer glüklicher Regierung und aller erwünscheter Gedeiligkeit / Friede und Wohlstands gnädigst erhalten.
Sie stehen beide auff / thut einer dem anderen bescheid / darauff bringt es Monsieur Gaston, dem Signoro Bartholomeo und dieser es hinwieder dem Herren Karl / biß sie endlich alle vier stehend / ein jeglicher aus seinem Becher der Königinn Gesundheit bescheid gethan / Hierauff fangen Don Anthonio und Monsieur Gaston anmit der Königinn freundlich zu schertzen / Jhr die Hände zu küssen und in geheim zu reden.
TEUTSCHLAND.
Ey die Herren wollen sich doch setzen / sie bemühen sich gar zu sehr / nun sie setzen sich. Sie sitzen alle vier nieder. Geliebt Jhnen nicht ein weinig von dem vorgelegten Confekt zu versuchen? Sie nemen doch nach Jhrem guhtem gefallen. Herr Hofemeister / befehlet unseren Kammermusikanten / daß sie mit Jhren Jnstrumenten also bald färtig seyn und ein liebliches stüklein lassen erschallen.
Der Hofemeister gehet hin und bestellet die Musik /welche gahr sanfft / damit man alles / was geredet wird davor hören kan / muß gemachet werden. Unterdessen stehet die Wollust hinter der Königinn /hüpfet und springet / sauffet bißweilen einen Becher Wein aus / singet ein Verßlein aus einem Buhlenliede / hertzet und küsset die Edelleute und stellet sich sonst sehr leichtfertig.
[91]TEUTSCHLAND.
Nun Jhr brave Cavallier / Jch bitte Euch seid frölich und zwahr von Hertzen. Aber / saget mir doch / wie schmekket Euch dieser Wein. Jch / als die Jch nicht gerne meine Hoffkeller mit schlechten Wein Jährlich lasse bestellen / habe Jhn von anderen fremden Herren / welche mit Jhren auffwahrtungen meine Person unlängst verehret / höchlich gehöret rühmen / denn Er ist ein auffrichtiger Bacharacher / so guht Er am Rheinstrohm mag gewachsen sein: Oder trinken sie etwan lieber einen Klingenberger oder Nekkerwein / oder sonst einen Rinkauer? Sie foderen nur von was ahrt Jhnen beliebet / wir haben unsere Hoffhaltung reichlich damit versorgen lassen.
DON ANTHONIO.
Gnädigste Königinn und Frau / Jch meines theils halte diesen Wein vor einen sehr guhten Trunk /schmekket mir auch über die mahsse wol! Aber trinket Eure Majestät keinen Spanischen Wein?
TEUTSCHLAND.
Jch habe mich nicht sonder lieh dazu gewähnet / weis auch nicht / ob Jch Jhn könne vertragen.
DON ANTHONIO.
Warum nicht allergnädigste Königinn? Die bleiche Farbe von Euer Majestätt schönstem Angesichte bezeuget es gnugsahm / daß sie einen nicht sehr starken Magen hat / dannenhero Jch gäntzlich davor halte / daß ein guhter Trunk Spanischen Weins E[uer] Majestät nicht übel solte bekommen.
TEUTSCHLAND.
Dieses kan wol müglich sein / dieweil Jch ohne daß von den Medicis offt bin berichtet worden / daß Er viel besser däue als der Rheinwein.
[92]DON ANTHONIO.
Wann es Euer Majestätt nicht zu wieder / wil Jch eine Flasche des allerbesten Spanischen Weines / welchen Jch mit anhero gebracht habe / lassen herauff hohlen.
TEUTSCHLAND.
Dieses bin Jch sehr wol zu frieden / lasset nur einen meiner Pagen hinlauffen.
DON ANTHONIO
zum Pagen.
Ei mein freünd / thut mir doch dieses zugefallen und gehet zu meinem Diener und saget Jhm / Er solle Euch die grosse Flasche Wein / auff welcher Vino di Madera geschrieben stehet / überantwohrten.
PAGE.
Von Hertzen gern Eure Excellentz.
MONSIEUR GASTON.
Don Anthonio, der Herr rühmet seinen Spanischen Wein sehr und zwahr nicht unbillig / wie wol Jch Jhn niemahls habe vertragen können. Zuer Königinn. Was hält aber E[uer] Majestätt von einem rechten guten Französischen Wein / Vin francois?
TEUTSCHLAND.
Dieser komt dem Rheinwein etwas näher / wiewol Jch Jhn dennoch nicht so gahr wol kan vertragen als einen guhten Nekkerwein.
MONSIEUR GASTON.
Man hält Jhn aber auch trefflich gesund / denn Er machet sehr guhtes Geblühte / gibt dem Angesichte eine rechte lebendige Farbe und erfreuet das Hertz über die mahssen wol / Jch habe eine Probe mit mir aus Frankreich gebracht eben derselben ahrt / welchen unsere Königinn über Jhrer Taffel pflegen zugebrauchen / wenn [93] E[uer] Majestätt gnädigst belieben müchte / denselben zu versuchen?
TEUTSCHLAND.
Jch bin wol zu frieden / lasset nur immer her hohlen / wir wollen alle guhte Weine kosten und die beste behalten.
Der Page komt wieder und bringet die Flasche mit dem Spanischen Wein / welche Er dem Don Anthonio überliefert.
MONSIEUR GASTON
zuem Pagen.
Ach mein Page, wollet Jhr Euch nicht verdriessen lassen / auch von meinem Diener eine Flasche Wein / nemlich Vin francois abzufoderen?
PAGE.
Gantz gern Monsieur, Er sol schleunigst anhero gebracht werden.
HERR KAREL
zuem Pagen.
Mein / thut mir doch den gefallen / und lasset mir auch zugleich den grossen Ziegenkäse / welchen mein Diener an hero gebracht hat / mit aufftragen.
PAGE.
Ja Herr / Er sol also bald mit kommen.
Don Anthonio lässet sich einen grossen güldenen Becher geben / schenkt denselben voll Spanischen Wein aus seiner Flaschen / und überreichet denselben der Königinn mit grosser Höffligkeit und vielen Ceremonien.
DON ANTHONIO.
Allerdurchläuchtigste Königinn / E[uer] Majestät wolle Jhr gnädigst belieben lassen diesen Spanischen Wein / welcher sonst der allerbeste Vino di Madera ist / ein weinig zu versuchen.
[94]TEUTSCHLAND.
Ja Don Anthonio, wir müssen Euren Landesmann zuem weinigsten kosten. Sie sezt an und trinket. Wahrlich mein Cavallier dieser ist ein herzlicher Wein / Jch wüste nicht / daß Jch Jhn jemahls besser oder lieblicher von geschmak hette getrunken. Sie setzt wiedrum an und trinket den Wein vollends gantz aus. Don Anthonio lachet heimlich und winket den anderen. Jch werde hinführo öffter ein Trünklein Spanischen Wein zu mir nemen. Der Page komt wider / bringet zugleich den Vin Francois, wo von Monsieur Gaston auch einen Becher vol einschenket / und den grossen Käse / welchen Er dem Herrn Karl überreichet.
MONSIEUR GASTON.
Allerdurchläuchtigste Königinn / nach deme E[uer] Majestät dem Don Anthonio die hohe Gnade erwiesen / daß sie seinen Spanischen Wein hat versuchet; Als wil Jch unterthänigst gebeten haben / sie wolle Jhr nicht zu wieder seyn lalsen / auch dieses geringe Becherlein von meinem Vin Francois gnädigst anzunehmen / Jch zweiffle nicht / Er sol E[uer] Majestät nicht allein trefflich wol schmekken / sondern auch sehr wol bekommen.
TEUTSCHLAND.
Jch weis nicht Monsieur Gaston, wie sich das schikken wil? Können sich denn die Spanische und Französische Weine in einem Bauche mit einander auch wol vertragen?
MONSIEUR GASTON.
Gahr wol gnädigste Königinn / und können sie sich sonderlich in Teutschland gahr fein vergleichen / denn / der eine nimt seine residentz in Haubte / der ander im Magen.
[95]TEUTSCHLAND.
Wolan denn / so will Jch auch ein Becherlein desselben versuchen. Sie trinkket und spricht. Jn Wahrheit / dieser Vin Francois ist nicht zu verachten / wiewol Er dem Spanischen an Liebligkeit bei weitem nicht zu vergleichen / denn Er bedünket mich etwas strenge seyn.
HERR KARL.
Deme ist auch also / allergnädigste Königinn / es ist der Französische Wein nicht so gahr milde / aber / wenn E[uer] Majestät nur ein weinig von diesem Käse / welchen Jch aus meinem Vaterlande / in der kalten Küche habe mit überbracht / kostet / so wird der Französische Wein bald anders und zwahr viel lieblicher schmekken / denn Er kan sich mit dieser ahrt Käsen sehr wol vertragen.
TEUTSCHLAND.
Das stünde leicht zu versuchen.
Herr Karel überreichet der Königinn etliche stüklein von diesem Käß geschnitten / welche sie gantz begierig isset und spricht.
TEUTSCHLAND.
Gewißlich Herr Karel / Jhr habet einen gahr guhten / wolschmekkenden Käse mit übergebracht / vielleicht habet Jhr gewust daß Jch gerne Käse esse? Monsieur Gaston, da wil Jch ein Trünklein von Eurem Vin Francois in Gesundheit Jhrer Königinn darauff versuchen. Sie trinket und spricht ferner. Fürwahr dieser Wein schmekket trefflich wol auff einen solchen Käse / meine Diener sollen mir denselben auffheben / denn Jch werde Jhn künfftig noch mehr lassen aufftragen. Aber / wie so stille Jhre Herren? Jch bitte Euch seid frölich bei dieser gahr schlechten Collation, auff den Abend (geliebt es Gott) sol es besser werden.
SIGNORO BARTHOLOMEO.
Allergnädigste Königinn / nach deme Jch gesehen / daß gegenwertige Cavallier ein jeglicher von den Früchten seines Landes / als Don Anthonio guhten Spanischen und Monsieur Gaston von seinem [96] Französischen Wein / Herr Karel aber einen köstlichen Käse E[uer] Majestät unterthänigst præsentiret haben; Als kan Jch nicht vorbei / dieses zwahr schlechter aber doch sehr wolriechender Händschuhe / welche das Gehirn sehr stärken und zu Florentz von dem besten Perfumirern gemachet sind / E[uer] Majestät demühtigst zuverehren / unterthänigst bittend / selbige mit Königlichen gnaden auff und anzunehmen.
TEUTSCHLAND.
Wie sol Jch das verstehen Jhr brave Kavallier? Müsset Jhr mich denn alle dergestalt beschenken? Fürwahr das ist zu viel! Unterdessen Signoro Bartholomeo, Jhr sollet freundlich von mir bedanket sein / wie nicht weiniger die andere liebe Kavallier vor Jhren köstlichen Wein und sehr guhte Käse. Aber was machen wir? Tantzen wir denn nicht einmahl bei diesem gahr guhten Wein / aber is noch viel annehmlichern Geselschafft? Zuem Diener. Lasset die Musikanten einen Courant spielen. Kommet an Monsieur Gaston, Jch weis / daß Jhr ein zierlicher Täntzer seyd /Jch will eins mit euch wagen.
Hie wird ein Tantz gespielet / Don Anthonio tantzet mit dem Becher vorher / Monsieur Gaston folget mit der Königinn / die Wollust tantzet mit Signoro Bartholomeo, und als dieses geendet / bringet Don Anthonio dem Monsieur Gaston einen Trunk /welcher Jhm bescheid thut / der Königinn wird auch ein Becher gereichet / welchen sie außtrinket. Jm folgenden Tante springet Monsieur Gaston mit dem Becher voran / diesem folget Don Anthonio mit der Königinn / Herr Karel tantzet mit der Wollust und zuletst auch mit der Königinn / nach vollendeten Täntzen spricht.
TEUTSCHLAND.
So! lustig Jhr Herren! Jch solte bald recht frölich werden / weiß nicht / ob mir etwan der Spanische [97] und Französische Wein dergestalt ins Gehirn steiget / oder ob es die guhte Gesellschafft verursachet? Aber / Jhr Herren / lasset doch die Becher frisch herümm gehen / denn auff einen guhten Sprung gehöret ein frischer Trunk; Herr Karel / diesen bringe Jch Euch auff Gesundheit Eurer gnädigsten Königinn meiner hertzwehrten Schwester und Freundinnen.
HERR KARL.
Jch bedanke mich unterthänigst / der allerhöhester GOtt wolle es E[uer] Königlichen Majestät wol gesegnen.
Teutschland trinket gantz aus und lässet Herrn Karel den Becher überreichen.
HERR KAREL.
Monsieur Gaston, diesen Becher bringe Jch Euch auff Gesundheit Jhrer Königlichen Majestät / meiner is gnädigsten Frauen / der Himmel wolle sie vor allem Unfälle kräfftiglich schützen / bei langem beständigem Wolergehende fristen / und mit aller selbsterwünschter Glükseligkeit überflüssig gesegnen.
MONSIEUR GASTON.
Der HERR aller Herren wolle seinen guhten Wunsch bekräftigen.
Herr Karel kniet nieder / wie auch Monsieur Gaston / Herr Karl nachdeme Er den Becher außgetrunken / überreichet Jhn Monsieur Gaston / der bringet Jhn Don Anthonio und dieser ferner dem Signoro Bartholomeo / trinken also der Königinn Gesundheit alle viere auff den Knien und wird dazu geblasen / die Wollust tantzet um sie her. Unterdessen setzet sich die Königinn auff Jhrem Stuhl / leget den Kopff in die Hand und fähet an zu schlummeren / die vier Cavallier stehen auff / sehen sich üm nach der
Königinn / Don Anthonio gehet zu Jhr und spricht.
[98]DON ANTHONIO.
Wie denn Allergnädigste Königinn / befühlet sich etwann E[uer] Majestät nicht allerdinges wol? Jch bitte unterthänigst / sie lasse uns nur solches wissen / damit wir durch unsere vielleicht gahr zu verdrießliche Gegenwahrt E[uer] Majestät nicht länger beschwehrlich seyn.
TEUTSCHLAND.
Ach nein Jhr Herren / Jch befühle mich durchaus nicht übel / aber der Schlaaff setzet mir dermahssen hart zu / daß Jch auch vor grosser Müdigkeit von der stelle nicht kan auffstehen / Ja Jch kan meine Augenlieder nicht mehr offen behalten.
MONSIEUR GASTON.
Vielleicht hat E[uer] Majestät in der vergangenen Nacht gar weinig geruhet / können auch sonst andere Uhrsachen hinzu kommen / derowegen wollen wir E[uer] Majestät mit unserer Gegenwahrt nicht länger molestiren, sonderen in unterthänigkeit von derselben unseren demühtigen Abscheid nemen / und uns immittelst in E[uer] Majestät Ballhause / in falle es derselben nicht zu wieder pour passer le temps ein weinig exerciren.
TEUTSCHLAND.
Ja / gehet nur immer hin / Jhr meine liebe Kavallier / gehet hin und verzeihet mir / denn der Schlaff lässet mich kaum reden / Jch wil auch all mein Gesinde von mir lassen hinweg gehen. Ach / wie bin ich doch so hertzlich müde!
Hiemit entschläffet sie gahr fäste / die vier Cavallier machen ein weinig reverentz / geben von Jhr heraus / und wird der innere Schauplatz / auff welchen die Königinn ruhet / hiemit geschlossen /die Cavallier aber bleiben vor demselben auff der eusseren bühnen.