Besetzung der Schulstellen auf dem Lande
Hochwohlgeborener Herr,
gnädiger Herr,
Ew. Excellenz gnädigst mir erteiltem Befehle unterthänigst nachzuleben, habe ich mir Mühe gegeben, alle diejenigen Subjekte zu sondieren, von denen ich geglaubt, daß sie der hohen Gnade nicht ganz unwürdig wären, welche Ew. Hochwohlgeborne Excellenz als ein wahrer Mäcenas und Beschützer der schönen Künste und Wissenschaften so großmütig zu offerieren geruht haben. Es fehlt nicht an Leuten, welche Konditionen suchen; aber es ist zu beklagen, daß heutzutage junge Leute zu zeitig vornehm sind und sich nicht gefallen lassen wollen, durch einen kleinen Anfang den gewissen Grund zu ihrem größeren Gluck zu legen. Die wenigen Wissenschaften, die sie etwa besitzen, machen sie so stolz, daß sie unverschämt genug sind, für ihre kleinen Bemühungen, die doch in weiter nichts bestehen, als Kinder zu informieren, so viel zu fordern, daß man dafür gar reichlich drei Bediente in Livree halten könnte. Ich habe einen jungen Burschen bei mir gehabt, welcher in der That alle diejenigen Fähigkeiten besitzt, welche Ew. Excellenz von einem Hofmeister für Dero junge gnädige Herrschaften verlangen. Überdies ist er von einem gesetzten Wesen, tugendhaft und sogar (welches Ew. Excellenz nicht ungnädig vermerken werden) fromm und christlich. Es wird keiner so wie dieser [105] vermögend sein, Dero jungen Herren zu wackern Männern für das Vaterland und zur Ehre Dero hohen Hauses zu erziehen. Aber was hilft das? Seine Forderungen sind ungeheuer, und Ew. Excellenz sind viel zu einsehend, als daß Sie wider die Gewohnheit Dero hoher Ahnherren so vieles Geld wegwerfen und dennoch nichts weiter dadurch erlangen sollten als rechtschaffene Kinder. Wollen sich Dieselben eine Lust machen, so geruhen Sie gnädig, dessen eigenhändigen Aufsatz seiner lächerlichen Prätensionen in der kopeilichen Anfuge sub A zu lesen. Ein so teurer Hofmeister ist für Ew. Excellenz keine Sache. Es sind noch einige andere bei mir gewesen, welche sich's für eine große Gnade halten, als Hofmeister in Ew. Excellenz Dienste zu treten. Sie verstehen freilich das wenigste von dem, was Dieselben (Excell.) verlangen, und ich kann nicht leugnen, daß bei den meisten die Aufführung nicht die beste ist. Inzwischen kann ich ihnen doch nachrühmen, daß sie Leute sind, welche mit sich handeln lassen, und die Ew. Excellenz gewiß nicht überteuern werden. Mehrere Nachricht davon werden Sie in der Beilage sub B von ihnen finden. Ew. Excellenz gnädigsten Disposition dieserhalb bin in Unterthänigkeit ich erwartend. Mein Rat hiebei wäre – sonder alles ungeziemende Maßgeben: ich ließe diese Kandidaten alle auf einmal zu mir kommen und sie auf die Hofmeisterstelle licitieren. Demjenigen, welcher am wenigsten für seine Bemühung haben wollte, könnte ich sodann gedachte Hofmeisterstelle zuschlagen. Doch überlasse alles zu Dero erleuchtetem Ermessen ich lediglich und verharre mit der tiefsten Devotion,
Hochwohlgeborner Herr,
Ew. Excellenz
unterthänig gehorsamster Diener
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N.S. Wollten Ew. Exc. die hohe Gnade haben und das Stipendium, über welches Dieselben zu disponieren haben, meinem ältesten Sohn gnädigst konferieren, so würde dieses mit der größten Unterthänigkeit ich lebenslang venerieren.
Beilage A.
Endbenannter glaubt, daß er, ohne unbillig zu sein, für die von Seiner Excellenz geforderten Bemühungen und Dienste als Hofmeister der jungen Herrschaft jährlich folgendes verlangen könne:
[106] 1) Für Aufsicht, Unterweisung im Christentume und in der lateinischen Sprache überhaupt
10) Für die Anleitung in der Geschichte, Wappenkunst und dergleichen wird weiter nichts verlangt und gehört dieses zum 1. Kapitel.
11) Man hofft, die gnädige Erlaubnis zu erhalten, mit der jungen Herrschaft zu speisen, um Gelegenheit zu haben, Derselben auch einige Anweisung in der Kunst zu geben, wie sie mit Anstand essen solle und sich bei der Tafel vernünftig aufzuführen habe, welches vielen jungen Edelleuten fehlt.
12) Junker Ferdinand muß der Aufsicht und Zucht des Hofmeisters lediglich überlassen bleiben, ohne von der gnädigen Frau beschützt zu werden, welches man zu seinem eigenen Besten wünscht.
13) Bei dieser Arbeit wird keine Zeit übrig bleiben, dem Verwalter an die Hand zu gehen, welches durch einen Kornschreiber am besten verrichtet werden kann.
14) Nach Verlauf der 6 Jahre hofft man gnädige Beförderung.
Obige Kosten betragen zusammen
258 Thaler.
Es soll weder Treue noch Fleiß gespart werden, die Pflicht eines Hofmeisters nach allem Vermögen redlichst zu erfüllen.
1) N.N. Ein junger Mensch, 22 Jahre alt, hat ziemliche Studia. Ich habe ihn aber bei mir zu Tisch gehabt und gefunden, daß er zuviel ißt. Verlangt außer den zwei ordentlichen Mahlzeiten noch Frühstück und Vesperbrot und überdies täglich 3 Kannen Bier. Will 50 Thaler haben.
2) –. Artium Magister, 40 J.a. Scheint ein gesetzter Mensch zu sein. Hat schon seit 20 Jahren als Informator unter adeligen Herrschaften gedient, aber niemals länger als ein Jahr an einem Orte es aushalten können. Mag ehedem in seinen Wissenschaften nicht ungerecht gewesen sein, doch hat er in diesen 20 Jahren alles wieder ausgeschwitzt. Inzwischen weiß er immer noch soviel, als Ew. Exc. junge Herrschaft zu lernen nötig hat. Bittet sich über die 50 Gulden freies Bier und Tabak aus, soviel er braucht. NB. Raucht nur Bremer.
3) –. 29 J.a., frisch und gesund von Körper, der Gottesgelahrtheit Beflissener, predigt einen ziemlichen Baß und besitzt eine große Stärke in Postillen. Will mit 50 Gulden zufrieden sein, wenn er in 6 Jahren Substitut werden kann.
4) –. Hat 10 Jahre auf Universitäten gelebt, aber noch nicht absolviert, da er immer das Unglück gehabt, relegiert zu werden. Ich glaube, er wird in den sechs Jahren Zeit haben, nachzuholen, was er versäumt hat. Er ist ein lustiger Kopf und wird sich für Junker Fritz gut schicken. Bittet flehentlich um Versorgung und Brot, da er sich mit einem Nähtermädchen versprochen hat. Er sicht.
5) –, 27 J.a., ist übersichtig, redet lateinisch und griechisch, kann aber kein Deutsch. Desto besser schickt er sich zu einem Informator in ein adeliges Haus. Es ist ewig zu bejammern, daß man jetzt anfangen will, nicht allein von Gelehrten, sondern auch von dem Adel zu verlangen, daß sie die sogenannten deutschen witzigen Schriften mit Geschmack lesen und Deutsch lernen sollten. Er verlangt ccllsssHS sage 2100 Sestertien, thut nach unserer Münze etwa 70 Thaler leichtes Geld.
6) –. Seines Handwerks ein Poet, schreibt einen fließenden Vers, alles in Reimen und ist ein Todfeind von den jetzigen schweren strotzenden Gedichten ohne Reime. Dem Himmel sei Dank, daß es noch hin und wieder Leute giebt, die Geschmack [108] haben! – Außer der Mythologie, die er trotz zehn andern versteht, hat er nichts gelernt. Er hat jetzt ein wichtiges Werk unter der Feder, da er alle Sonn- und Festtagsepisteln in Reime bringt, ohne ein Wort im Grundtexte zu ändern oder zu versetzen. Wenn er damit fertig ist, will er sich ein wenig auf die Humaniora legen ... In Wünschen ist er unerschöpflich. Er erbietet sich, ohne Besoldung zu dienen, wenn ihm für eine jede Gratulation von zweihundert Versen bare 4 Groschen gegeben werden, wobei er es jährlich wenigstens auf 80 Thaler zu bringen gedenkt. Er verlangt alle Weihnachten ein abgesetztes Kleid, es mag so alt sein als es will. Um ein Paar ganze Hosen wollte ich Ew. Exc. selbst für den armen Schelm statt des Handgelds gebeten haben. NB. Er ist auch witzig und satirisch, man möchte sich vor Lachen ausschütten. Ew. Exc. können tausend Spaß mit ihm haben. Böse wird er nicht leicht, man müßte denn seine Verse tadeln.
7) Da Ew. Exc. gar wohlbedächtig zu sagen pflegen, daß ein junger Edelmann, der nicht denkt, weit erträglicher sei als einer, der keinen Hasen hetzen kann, so wollte ich Ihnen wohl N.N. vorschlagen. Er hat wider seinen Willen studieren müssen, weil es sein Vormund schlechterdings verlangte. Er hat aber vor allen Wissenschaften so einen Abscheu und dagegen zu den Jagdhunden eine solche Neigung, daß man seine Mutter, die des herrschaftlichen Verwalters Frau gewesen, nicht ohne Grund im Verdacht gehabt, daß sie mit ihrem gnädigen Herrn vertraut gelebt. Wenigstens hat sie sich an ihm versehen. Gelernt hat er also nichts, aber er ist ein ganzer Jäger ... Er will 50 Thlr. und alle Fuchsbälge. Fängt auch Hamster.
8) –, ist kurz, untersetzt und im Durchschnitte wenigstens zwei und eine halbe Elle stark, welches er dem fetten Biere zu danken hat. Als er bei mir war, konnte ich nicht erfahren, ob er etwas gelernt hatte, weil er ein wenig taumelte, doch habe ich viele schöne Testimonia von ihm gesehen, die er von Schulen mitgebracht. Ich glaube, wenn er als Hofmeister nicht sonderlich zu gebrauchen ist, so wird er doch alsdann sehr gut sein, wenn Ew. Exc. Gäste haben. Denn ob er gleich nur ein schlechter Bürger ist, so säuft er doch trotz manchem Kavalier ... (50 Gulden).
9) – ein guter, stiller, ehrlicher Mensch. Ich habe ihn zwei Stunden bei mir gehabt, aber auf alle meine Fragen keine Antwort erhalten als: O ja, hochedler Patron! Ich glaube, daß er grundgelehrt ist, weil er keine Konduite hat ... Ich fragte ihn, was er zur Besoldung haben wollte, aber er [109] bückte sich sehr tief und sagte: Wie Sie befehlen, hochedlen Patron! ...
10) – Ein süßes, artiges Herrchen. Ist geputzt wie eine Puppe und denkt auch so. Hat 4 Jahre in Leipzig studiert und in 4 Jahren keinen Hut auf den Kopf gebracht. Hat sich, wie er sagt, vornehmlich nur auf galante Studien gelegt. Erbietet sich, die junge Herrschaft zu frisieren. Macht Tintenflecke aus der Wäsche, bohnt Schränke, und kann allerlei artige Figuren in Papier ausschneiden. Als ich von ihm wissen wollte, wie viel er an Besoldung verlangte, so machte er einen Rückpas und sagte ganz klar: Siebenzig Thaler, zu dienen, Ihre Hochedlen. Er gefällt meiner Frau.
11) Wenn Ew. Exc. einen Menschen haben wollen, der im Lateinischen, Französischen, Italienischen und der Historie, im Tanzen, Reiten und Fechten und in allen möglichen Wissenschaften Unterweisung geben soll, so schlage ich Ihnen N.N. vor. Er versteht zwar von allem diesen nichts, er ist aber meiner Schwester Sohn und kommt alle Wochen wenigstens zweimal zu mir, mich mit vieler Demut seiner Devotion zu versichern. Um deswillen möchte ich ihm gern geholfen wissen. Ich habe ihn zeither mit gutem Erfolg jungen Leuten zur Privatinformation vorgeschlagen, welche so billig gewesen sind, ihn monatlich in Ansehung meiner zu bezahlen, ohne seine Stunden abzuwarten. Er repetiert mit ihnen meine juristischen Kollegia, ungeachtet er ein Theologus ist. Achtzig Thaler Besoldung dürften wohl nicht zu viel sein. Denn er ist mein Vetter.
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Ich bin überzeugt, daß dem gemeinen Volke und besonders dem Landvolke ein geschickter und fleißiger Schulmeister fast noch unentbehrlicher sei, als ein gelehrter und beredter Prediger. Und dennoch ist man an vielen Orten bei der Besetzung dieses Amtes beinahe noch leichtsinniger und noch weniger besorgt, als bei den andern geistlichen Ämtern. Ich will mich nicht dabei aufhalten. Ich will meinen Schulmeister reden lassen. Noch zur Zeit ist er nicht befördert; ich weiß aber ein gewisses Rittergut, wo ich ihn in Vorschlag bringen will, und ich hoffe gewiß, er wird sein Glück daselbst machen.
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Hochwürdiger, Hochgelahrter Herr,
Gnädiger Herr Lieutenant!
Unser Schäfer hat mir erzählt, daß Ihr Schulmeister in voriger Woche gestorben ist, und daß Sie bemüht sind, diese [110] Stelle so bald als möglich zu besetzen. Da ich in vorigem Jahre den Lerchenstrich von Ew. Gnaden gepachtet und zwei Gulden mehr gegeben habe als mein Vorfahr, so nehme ich mir die Freiheit, Ew. Excellenz dienstfreundlichst zu bitten, Sie wollen die hohe Gnade haben und mich zu Ihrem allerunterthänigsten Schulmeister machen. Meine Stimme ist gut, und ich getraue mir, die größte Kirche zu füllen. Die Orgel schlage ich frisch, und in Fugen bin ich stark. – Ich habe das Unglück gehabt, dreimal abgesetzt zu werden; aber meine Feinde sind daran schuld. Und vielleicht wäre es das letzte Mal auch nicht geschehen, wenn ich dem Superintendenten zu rechter Zeit einen gemästeten Truthahn geschickt hätte. Das erste Mal kam es über des Schulzens Frau her. Der Korporal gab mich an, aber er mochte wohl seine Ursachen haben. Es giebt böse Leute, die alles zu Bolzen drehen, und ich war noch nicht verheiratet. Das zweite Mal war mein eigener Pfarren schuld daran. Ich weigerte mich, ihm den Priesterrock aufs Filial nachzutragen; und deswegen machte er dem Kirchenpatron weiß, ich sei alle Tage im Branntwein besoffen. Der Himmel ist mein Zeuge, daß es alle Wochen nur ein paarmal geschah, und noch dazu war es im damaligen Winter grimmig kalt. Das dritte Mal war ich vollends ganz unschuldig. Es fiel dem Superintendenten ein, daß ich in seiner Gegenwart katechisieren mußte. Freilich ging es nicht recht, wie es sein sollte, und meine Jungen wußten mehr, als ich sie fragen konnte. Aber der Katechismus ist auch niemals mein Hauptstudium gewesen, weil ich mich von Jugend an aufs Vogelstellen gelegt habe. Sollte man deswegen einen ehrlichen Mann absetzen, weil er das nicht versteht, was zu seinem Amte gehört? Wie viele Pfarrer und Superintendenten würden ohne Amt herumlaufen, wenn das eingeführt werden sollte! ... Sehen Sie, gnädigster Herr Lieutenant, das ist nun alles, und davon macht man so ein Aufhebens. Ich denke, in Ihr Dorf werde ich mich ganz gut schicken. So viel Ihre Bauernjungen von Gottes Wort brauchen, null ich ihnen doch wohl vorsagen. Für armer Leute Kinder mag es halbweg sein. Auf den Respekt halte ich, da gebe ich Ihnen mein Wort. Ich will die Jungen zusammenpeitschen, sie sollen Öl geben, wenn sie nicht gut thun wollen. Was mir am Christentum und dem Katechismus abgeht, das ersetze ich auf eine andere Art. – Sie haben keinen Barbier im Dorfe, den Sie doch so notwendig brauchen, da Sie sich beständig daselbst aufhalten. Das verstehe ich perfekt. Ich will Ew. Gnaden umsonst [111] scheren, nach dem Striche und wider den Strich, wie Sie es verlangen, und alles umsonst, darauf können sich Ew. Excellenz verlassen. Die gnädige Frau Gemahlin ist eine Liebhaberin von Branntwein. Das sage ich Ihnen, so schön muß ihn kein Mensch abziehen als ich. Meine Frau hat ein besonderes Geheimnis Froschlaichwasser zu machen, welches zu einer reinen Haut und wider die Sommersprossen hilft. Das wird sehr gut für den ältesten Junker sein, welcher sehr viel auf ein hübsches weißes Gesichtchen hält. Ich glaube, Ew. Magnificenz sollen soviel Einsicht haben, und finden, daß sich niemand besser zu Ihrem Schulmeister schickt als ich. – Rechnen und Schreiben ist auch meine Sache nicht, aber was thut das? Ich will mir einen großen Jungen aus der Gemeinde halten, der es an meiner Statt thut. Ich denke ja wohl, das geschieht in den meisten Ämtern, daß einer den Titel und die Besoldung hat und einen großen Jungen für sich arbeiten läßt. Was vornehmen Leuten recht ist, das wird doch bei einem armen Schulmeister auch angehen? Ich verlasse mich darauf, daß ich den Dienst kriege. Gevatterbriefe und Hochzeitbriefe, das ist mein Werk, die kann ich schreiben, trotz zehn andern ... Wenn Sie mir den Dienst geben, gnädigster Herr Lieutenant, so schenke ich Ihnen den besten Lockfinken, den ich habe. Der junge Herr soll meinen Star kriegen, das ist ein Star! Er kann Ew. Gnaden in drei Sprachen einen Hahnrei heißen und hat mehr gelernt als mancher Magister. Lassen Sie mir durch Ihren Pachter antworten, gnädigster Herr. Er darf mir nur den Brief mit dem Drescher überschicken. Ich halte mich mit meiner Frau jetzt, weil ich keinen Dienst habe, haußen in der Kneipschenke am Anger auf. Und hiemit Gott befohlen. Der ich allstets verharre,
Gnädiger Herr Lieutenant,
allerunterthänigst, treugehorsamst
pflichtschuldigster
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Damit ich meine Briefe auch für diejenige Art der Gelehrten brauchbar mache, welche ganz anders denken und anders reden, als Vernünftige denken und reden, so will ich nachstehenden Brief einrücken. Man gebe mir nur nicht Schuld, daß die [112] Sache übertrieben sei. Findet man nicht allemal aphthonianische Chrien, und ist auch nicht allemal auf dem Rande beigesetzt, wie der Gedanke im Griechischen oder Lateinischen heißt, den man vorbringt, so findet man doch das Wesentliche dieser Pedanterei sehr oft. Man mache mit einem jeden Briefe, den ein Pedant mit Fleiß und nach seiner Art mit Überlegung schreibt, die Probe und zergliedere ihn nach den Regeln der Schulkunst, so wird man das Steife und das Schematische auch alsdann finden, wenn sich schon der Verfasser die Gewalt angethan hat, weder Sentenzen der Alten, die er Weisheit nennt, noch tote Sprachen, die seine Gelehrsamkeit ausmachen, darunter zu mischen. Ich bin von dieser Wahrheit so überzeugt, daß ich mir gewiß zu behaupten getraue, mein Brief würde bei dieser Art Schriftstellern großen Beifall gefunden haben, wenn ich ihn nicht durch diesen Vorbericht verdächtig gemacht hätte.