Für Robert Blum
Ein Lied! Ein Lied! Wie dumpfer Trommeln Schlag
und hell und stürmisch wie Posaunenklang!
Ein Lied, wie man nur einmal dichten kann,
bei dem die Jungfrau Tränen weinen mag,
doch nach dem Schwerte zürnend greift der Mann;
ein Siegeshymnus und ein Grabgesang,
ein Lied, wie ein Choral im Heiligtum:
Ein Feierlied für Robert Blum! –
O Robert Blum! Mit deiner breiten Brust,
dem trotz'gen Hals, dem kräftigen Genick,
der starken Hand, voll Schwielen, aber rein –
Mit deinem Mund, so schelmisch und voll Lust –
Mit deines Auges halb umflortem Schein,
und doch wie treu, wie kindlich dieser Blick –
O Robert Blum, jetzt erst, jetzt wird uns klar,
du selber warst das Volk, fürwahr!
[75]
Im Gut' und Bösen, treulich, wie es ist,
das deutsche Volk, und wie's gezogen ward:
Zum Mißtraun rasch, noch rascher zum Vertraun,
zu fromm nicht bloß, zu ungeschickt zur List,
doch stets bereit, Luftschlösser sich zu baun;
weich in Gedanken, nur in Worten hart;
wie Gold so treu, und felsenfest im Schmerz –
Ein unverfälschtes deutsches Herz! –
Und dieses Herz, vor dreien Tagen nun
hat des Kroaten Kugel es zerwühlt,
gedankenlos, als wär's ein Tier, ein Baum;
bleich und verwelkt, die starken Hände ruhn,
das Auge brach – o fürchterlicher Traum!
Still steht der Busen, der so warm gefühlt –
Nicht Blum allein: das ganze deutsche Land,
da liegt es blutend unterm Sand!
Und doch, und doch – bezähmt den wilden Schmerz:
Die Tränen hemmt, die auf der Wange glühn,
und haltet noch, o noch das Schwert zurück!
Denn diesem Sande wird ein Baum entblühn,
darunter wohnt des deutschen Volkes Glück,
der Baum der Freiheit, ragend himmelwärts:
Vor diesem Blut, o glaubt es sicherlich,
entfärbt noch mancher Purpur sich!
Du aber schlaf in deiner kühlen Gruft,
von keinem Mal bezeichnet, eng und klein,
zerstampft vielleicht von des Kroaten Tritt:
Und doch so lang noch wehet deutsche Luft,
in allen Zweigen weht dein Name mit
und wird unsterblich, wie die Sterne, sein!
Schlaf, schlaf, o Freund: Dein Grabesheiligtum
ist unser Herz, o Robert Blum!