Hn. Hanns Ravensbergen vnd jungfr. Helenen Korcken auff jhren hochzeitlichen ehrentag gefangen übergeben:

Der blinde Cupido


Eh wir noch die wilde jugend
Recht gezämet durch die tugend/
Weiset vns ein kinder-spiel
Amors weise/ griff vnd ziel.
Wenn ein gantzer hauffe läuffet/
Einem aber/ der da greiffet/
Bindet-man die augen zu;
Diß spiel heisst man blindekuh.
Eben also geht 's im fräwen/
Pfleget dennoch zu gedeyen/
Frisch vnd blind gegriffen drein/
Es wil blind gewaget seyn.
Ist Cupido gleich ein schütze/
Seind jhm doch kein' augen nütze/
Seine pfeile treffen wol/
Siht er schon nicht wie er soll.
Wer scharff siehet/ wil scharff wehlen
Wer viel wehlet/ dem muss 's fehlen.
Wer nun fehlet geb' es schuld
Seh'ns vnd wehlens vngeduld.
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Was ist doch in liebes hitze
Das verhasste wehlen nütze?
Wahl in lieb' hat offt gerewt/
Frisch gewagt hat offt erfrewt.
Besser alle wahl verachtet
Als den jungfrawn nachgeschlachtet/
Die da wehlen nacht vnd tag/
Eh' jhnn einer werden mag/
Einer/ der da ist gezieret
Vnd nach jhrem sinn stafieret
Wie sie wollen/ wie er sol
Nemlich also/ merckt es wol:
Nicht zu groß/ vnd nicht zu kleine/
Nicht zu still'/ auch nicht gemeine/
Nicht zu kurtz/ auch nicht zu lang/
Nicht zu dick/ vnd nicht zu schlang/
Nicht zu leibig/ nicht zu mager/
Nicht zu fett/ vnd nicht zu hager/
Nicht zu jung/ vnd nicht zu alt/
Nicht zu plump vnd vngestalt/
Nicht ein buhler/ nicht ein läuffer/
Nicht ein spieler/ nicht ein säuffer/
Nicht ein zärtling/ nicht ein schwein/
Nicht zu grob vnd nicht zu fein
Nicht zu fromm/ auch nicht zu sturrisch/
Nicht zu schmeichlich/ nicht zu murrisch/
Nicht ein schwätzer/ auch nicht stumm/
Nicht zu listig/ auch nicht tumm/
Nicht Calvinisch/ nicht Catholisch
Nicht zu wild nicht melancholisch/
Nicht zu herrisch/ nicht ein bawr
Nicht zu alber/ nicht ein laur.
Nicht zu eifrig/ nicht zu linde/
Nicht zu langsam/ nicht zu schwinde/
Nicht zu milde/ nicht zu karg/
Nicht zu gut/ auch nicht zu arg/
Nicht zu lässig/ nicht zu beissig/
Nicht zu faul/ auch nicht zufleissig/
Nicht ein jeck'/ auch nicht ein holtz/
Nicht zu schlecht/ auch nicht zu stoltz.
Wer kan/ was ein jed' erwehlen
Möcht'/ in solcher kürtz' erzehlen?
Ware liebe thut es nicht/
Vnd darff keiner augenliecht.
Wer will sehn in seiner jugend/
Seh' auff nichts/ als nur auff tugend.
Sonst achtt liebe kein gesicht'
Argus weiss von liebe nicht.

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