2.
Und doch geschah's – die Ernte ging zu Ende,
Im stillen Dorf beim letzten Abendrot.
Doch dort – doch dort gab es noch fleißge Hände,
Und eine andre Ernte hielt der Tod.
Die Sonne hat es wohl voraus gesagt
Und hat die Nacht als blutig schon verklagt,
Als mit dem Purpurmantel weit umhangen,
Der schöne Tag zur finstern Ruh gegangen.
Traun, dieser Nacht, da gab's nicht sanfte Träume,
Es ward ein Schauerdrama aufgeführt –
Da gab's viel Volk und weite Bühnenräume,
Und manche Brust im innersten gerührt,
Und manches Herz, das plötzlich stille stand,
Und manche Seele, die zum Himmel schwand,
Und manchen Schrei, der, wenn auch hier verwehret,
Vor Gottes Throne ward gewiß gehöret.
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Das war kein Girren holder Nachtigallen,
Kein Heimchenzirpen, das so spät erklang!
Nur Hilferuf hört man zum Himmel schallen,
Das schönste Lied war manches Schwanensang.
Das schönste Lied – Ihr macht es nicht zum Spott,
Denn: »Eine feste Burg ist unser Gott!«
Und ließ er auch die nächt'ge That geschehen,
Wir bleiben doch in dem Vertrauen stehen.
Die Mondessichel schied vom Firmamente,
Die Sterne wandeln den gewohnten Gang,
Sie sahn herab auf hoch erhobne Hände.
Zum Jammerruf, der sich der Brust entrang,
Die Nacht hat wohl für Klagelieder Raum,
Doch keinen mehr zu einem sanften Traum,
»Ein' feste Burg ist unser Gott!« tönt's wieder,
Wir singens doch, das schönste unsrer Lieder!
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