11. Auff I. Fürstl. Gnaden, Frauen Annen Magdalenen, Hertzogin zu Münsterberg in Schlesien, zu Oelß, Leichbegängniß

Wie wol doch wiederfähret
Dem, dem zu solcher Zeit
Sein Stündlein ist bescheret,
Wann er der Völcker Streit,
Den Lauff der Welt betrachtet,
Und härtet seinen Sinn,
Daß er den Tod nicht achtet,
Läufft ihm entgegen hin.
Der zu dem Städte-Brande
Ein Christenhertze bringt
Und nach dem Vatterlande,
Da kein Feind einkömpt, ringt;
Der deß Gebetes Stücke
Pflantzt für die Himmelsstatt
Und weichet nicht zurücke
Biß er das Jawort hat.
Er ist schon hier im Hertzen
Der Lust und Freuden voll,
Darzu kein Leyd noch Schmertzen
Sich jemals dringen soll;
Und wann es so weit kommen,
Daß nun die Uhr ist auß,
So wird er auffgenommen
In seines Gottes Hauß.
Da weydet sein Gemüte
Sich mit der Göttligkeit,
An derer Huld und Güte
Es schon hieng für der Zeit;
Da sieht er, wie die Kronen
Und Scepter mißlich sind,
Wie dieses, wo wir wohnen,
Nichts sey als Rauch und Wind
Du auch, du Liecht der Frauen,
O Heldinn, Bild der Zucht,
Wann du hast müssen schauen
Der Freyheit schnöde Flucht,
Die Zeit, in der wir leben,
Der Dinge blinden Schein,
So hast du dich ergeben
Deß Lebens satt zu seyn.
Du auch bist hin versetzet
In ein solche Schar,
Die sich mit dem ergetzet,
Der bleibt und ist und war,
Der dir hat angeleget
Den Rock der Ewigkeit
Der keine Hitze träget
Und den kein Frost beschneyt,
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Du darffst nun nicht mehr fragen
Was umb den schönen Rhein
Sich etwann zugetragen,
Der jetzt muß dienstbar seyn,
Ob deinem Vatterlande
Was Neues ist bestimpt,
Ob an der Mosel Strande
Ein frembdes Feuer glimmt.
Du darffst nicht weiter sehen,
Wie auff diß arme Land
So wilde Stürme wehen
Und dräuen Mord und Brand,
Wie so viel werthe Fürsten
Im Streiten untergehn,
Wie wir nach Blute dürsten
Nach Feind' und Freunde stehn.
Wo durch deß Himmels Schwellen
Ein Kummer jemals dringt,
So jammert dich der Wellen,
Der Flut, die uns umbringt,
Deß Reiches, das verdirbet
Durch Mißtreu, Haß und Wahn,
Der Welt, die allzeit stirbet
Und nie ersterben kan.
Daß du bist weggenommen
In jene grosse Statt,
Ist von der Unschuld kommen,
Die dich begleitet hat,
Von Frömmigkeit, von Gaben
Der Demut und Gedult,
Die dir verliehen haben
Der Leut' und Götter Huld.
Du unerschöpfftes Wesen,
Du Anfang sonder Zeit,
Du hast dir außerlesen
Der Fürstin Frömmigkeit,
Sie in der Jugend Jahren
Geführet zu dir ein,
Das Leyd nicht zu erfahren,
Das wir verdient allein.
O Vatter, laß doch schwinden
Der Waffen Ungemach;
Du zürnest mit den Sünden
Und gibst doch gütig nach;
Nim an der Frommen Flehen,
Setz' außer der Gefahr
Und laß in Frieden sehen
Statt, Feld, Herd und Altar.
Gieb, daß der Trost deß Landes,
Der Held, den du gesetzt
In Leyd deß Witwerstandes,
Doch werde sonst ergetzt,
Laß gnädig umb ihn schweben
Der Wolfarth süsse Ruh
Und setze seinem Leben
Der Fürstinn Jahre zu.

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