[282] Anmerkungen

Die Mewe. Die interessante Erscheinung aus der Thierwelt, welche diesem Liede zum Grunde liegt, kann man am besten in den Abendstunden von dem waldigen Vorgebirge Granitzort oder Kiköver (d.h. Kucküber, nicht Kikufer, wie Einige es falsch übersetzen) auf der Ostküste Rügens zwischen dem Putbussischen und Mönkgut beobachten.

Der Feuerstein. In den berühmten Kalkfelsen der östlichen Halbinsel Rügens, Jasmund, von Sassenitz bis Stubbenkammer, finden sich sehr häufig größere und kleinere schwarze Feuersteine, mit Kreide kandirt, die sich wie Zuckerguß um den festen Kern gelegt hat.

Eiersteine. Runde oder eiförmige Steine, wie sie vorzüglich unten am Strande der Kreidefelsen von Stubbenkammer von den Reisenden gesucht werden, um sie als Briefbeschwerer zu gebrauchen.

Die Steine und das Herz. Binnenwasser und Binnensee nennt man das zwischen die Halbinseln und Vorsprünge Rügens einströmende Meerwasser, oft sehr schmal und seicht, bis zum Durchwaten.

Der Schiffer auf dem Festlande. Die Ausfahrt zum Heringsfang ist ein festlicher Tag für die Fischerdörfer.

Der Gang von Wittow nach Jasmund. Wittow, die nördliche Halbinsel Rügens, eine fruchtbare Ebene und besonders weizenreich, erhebt sich nur in ihrem nordöstlichen Vorgebirge Arkona. Mit Jasmund hängt sie zusammen durch die schmale Heide, einen langen unfruchtbaren Sandstrich, der nicht breiter ist, als daß man nicht an mehreren Stellen das Meer zu beiden Seiten des Weges sehen und [283] hören könnte. Dieses hat den ganzen Strich mit Steinen übersäet, die es bei Stürmen auswirft.

Der Seehund. Mönkgut, die südöstliche Halbinsel Rügens, merkwürdig durch ihre Bewohner, die sich durch äußere Bildung, Mundart, Sitte und Tracht von den Rügianern auf das Bestimmteste unterscheiden und sich auch nie mit diesen durch Heirathen und Verschwägerungen vermischen. Wahrscheinlich bezeichnet der Name Mönkgut, Gut der Mönche, der ehemaligen Besitzer dieser Halbinsel, nämlich der Mönche vom Kloster Eldena bei Greifswald, welche ihren Grund und Boden mit deutschen Ansiedlern bevölkerten. Daher der alte Zwiespalt der slavischen Rügianer und der deutschen Mönkguter. Alle Mönkguter sind Fischer, Schiffer und besonders tüchtige Lootsen. Wenn ein Seehund (Sahlhund) in ihre Netze bricht und die gefangenen Fische verzehrt, so rotten sich alle männliche Bewohner des Dorfes zusammen, und ehe sie zum Angriffe abrudern, tanzen sie am Strande im Kreise umher und singen dazu:


Hahl mi den Sahlhund ut'n Stromme to Lanne,
Hi hett mi all de Fisch upfräten,
Hett mi't ganze Nett terräten,
Hahl mi den Sahlhund ut'n Stromme to Lanne.

Einkleidung. Die Nationaltracht der Mönkguterinnen, größtentheils von schwarzem Stoffe und ehrbarer Steifheit, wird ihnen an einem bestimmten Tage feierlich angezogen. Daher das Auffallende in dem schnellen Übergange des Kindes zur Jungfrau.

Bräutigamswahl. Die Erbtöchter auf Mönkgut wählen oder wählten wenigstens vor Jahren sich ihren Bräutigam selbst. Zu diesem Behufe ward eine Schürze aus dem Fenster des Hauses der Heirathslustigen herausgehängt. Auf dieses Zeichen zogen die jungen Bursche des Dorfes oder der ganzen Halbinsel vorüber, und die Erbtochter ersah sich einen derselben zu ihrem Eheherrn. Diesem schickte sie in der folgenden Nacht ein seidenes Tuch zum Pfande ihrer Wahl, die Annahme desselben war sein Jawort.

Die Braut. Die Bräute werden als solche durch eine blaue Schürze bezeichnet. Die Witwen sitzen in der Kirche auf eigenen kleinen Schemeln niedergeduckt. Mehr über [284] dieses merkwürdige Völkchen s. in J.J. Grümbke's Darstellung von Rügen. Berlin, 1819. 2 Th. S. 10 ff. und S. 66 ff.

Vineta. Die Volkssage von der alten prächtigen Stadt Vineta, die zwischen Pommern und Rügen in das Meer gesunken sein soll, ist um so poetischer, je weniger das Dasein derselben geschichtlich zu erweisen ist. Die Schiffer hören die Glocken derselben aus dem Grunde des Meeres heraufklingen, und das Wiederscheinen ihrer Zinnen auf dem Wasserspiegel nennen sie das Wafeln, eine nordische Fata Morgana.

Das Hünengrab. Die Hünengräber auf Rügen liegen fast alle auf den schönsten, höchsten, weit umschauenden Plätzen. Daher vielleicht die Sage, daß jene Gräber sich alle hundert Jahre einmal öffnen, um ihre Inhaber in die freie Welt hinaus schauen zu lassen.

Der Adler auf Arkona. Arkona, Wittows Vorgebirge, die nördlichste Spitze des deutschen Vaterlandes.

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