[108] Vierte Scene.
Schloßgarten zu Pfälzel, ein Theil des Schlosses mit einem Altan im Grunde.
Adam, Brandfuchs, Dragones.
ADAM.
Drunten in der Laube wartet schon der Ritter mit den übrigen Musicanten all', haben eben zusammen gestoppelt, wo wir was funden. Steht neben mir, Dragones, helft im Chor ausfüllen, ihr wißt ja den alten bekannten Chorgesang, brennender Herzen Nachtfeyer genannt.
DRAGONES.
Hab' ihn schon oft mit geholfen.
ADAM.
Er ist auch ein lieblich Ding, es bleibt mein Leibstück immer; so alt es ist, meyn' ich doch, wenn ich's so unter'm klaren Sternenhimmel Nachts aufführen höre, es wär' mir immer was Neues; ein traurig verliebt Herz hat es hervorbracht. Es freut mich, daß es Golo gewählt; der Jüngling gefällt mir, der unter seine Belustigungen auch so was mit hinein mischen kann.
[109]DRAGONES.
Es ist eigentlich der Bruder vom Liebesthron.
ADAM.
Recht; wer jenen nicht in Gedanken hat, kann dieß kaum recht empfinden; man sollt' immer eine Nacht vorher jenen geben, eh man dieß aufführte. Die Solostimmen drin wird Golo und mein Jung' hier handthieren; natürlich weggesungen, Dragones, nicht so kraus, denkt, daß ihr in der Kirche säßet und nichts weiteres, ohne die Schneckenstiegen von unnöthigen Trillern hinauf und hinunter zu setzen, daß dem Zuhörer darüber schwindelt. Dergleichen Seiltänzereyen kann ich gar nicht ausstehn; so ein Strich von Baß, wie mit Kohlen an die Mauer hingerissen, hie und da drein.
DRAGONES.
Habt mir's jüngst schon 'mahl erklärt, werd's so machen.
ADAM.
Müßt jetzt hier warten und Acht haben, wenn unsre Gräfin mit Mathilde an den Altan oben heraus ritt, frische Luft zu schöpfen; sobald ihr sie nun gewahr werdet, gebt ihr ein merkbar Zeichen.
[110]DRAGONES.
Was für eins, Meister?
ADAM.
Wie ihr wollt, pfeift, oder schnalzt, oder schreyt wie ein Specht.
DRAGONES.
Das will ich schon.
ADAM.
Oder schlagt wie eine Wachtel, aber vornehmlich laut.
DRAGONES
schlägt an's Kinn.
Wick wi Wick!
ADAM.
Eigentlich: Schlägt an's Kinn. Pack we Wack! Ist aber all' eins, wie ihr's macht.
DRAGONES.
Meister, das versteh' ich gut, hab' manche gefangen.
[111]ADAM.
's ist auch wahr. Macht's also; sobald wir euch vernehmen, schleichen wir durch's Gebüsch hervor und fangen an.
DRAGONES.
Es muß die Gräfin freuen, Gesang, und so unvermuthet.
ADAM.
Gewiß; es kommt einem auch lieber so von Ohngefähr und vielleicht doch eben für den rechten Moment; es ist auch so 'ne liebe Frau, unsre Gräfin; halte drauf, lieben Leuten was zu Gefallen zu thun.
DRAGONES.
Braver Meister, habt's Lob überall.
ADAM.
Adjes. – Hätt's fast wieder vergessen, mein Weib plagt mich schon drey Tage drum, meinen Sonntagsrock anzuziehn, euch wegen, ihr wißt schon, zu gratuliren; jetzt trift's sich eben, hab auch meinen Festrock an; nu Glück zur Hofmeisterey,Schüttelt ihm die Hand. hat mich recht gefreut, auch mein Weib, da wir's vernommen.
[112]DRAGONES.
Verschont, bitte, mich.
ADAM.
Nein, es ist ein gut Plätzchen, worauf ein ehrlicher Mann warm sitzt; wollte euch schon ein andermahl besuchen, man hat die Woch' über viel zu thun, Sonntags, nach dem Gottesdienst, ja da posselt man so was Kleines für sich selbst zurecht. Meine Schmetterlingssammlung wächst nun auch täglich mehr an.
DRAGONES.
Hab' davon rühmen gehört, soll auserlesen sevn, werde nächsten Sonntag 'mahl bey euch zusprechen und sie betrachten, wenn ihr's erlaubt.
ADAM.
Warum denn nicht? Kommt, Haushofmeister, sollt mir lieb seyn. Ab mit Brandfuchs.
DRAGONES.
Haushofmeister! Das Blut fließt mir in's Gesicht, so oft ich mich so nennen höre. Wie bin ich zu dem Platz kommen? Trier! Trier! Verwünschte Nacht! Dort war's das erstemahl – ein Brand an meinem [113] Herzen seitdem. Bethören ließ ich mich; der Wein, Weiberzunge, glätter noch als Wein ... Die Nacht kommt mir nie aus dem Sinn. Trier! Trier! Wollte, wäre nicht Haushofmeister und wäre noch Dragones.
In Gedanken, Wallrod kömmt, schlägt ihm auf die Schulter.
WALLROD.
Guten Abend, Freund, und wie's, mein Kleid rechtfertigt, auch Sohn! Wieder in tiefen Gedanken? Uneinigkeit mit sich selbst fließt oft aus Bewußtseyn eigner Schuld und das zeugt irrige Gedanken. Sohn, nimm dich vor Weiberfallen in Acht. Seit Eva, der ersten Mutter, sind sie alle Schlangen, die mit giftiger Zunge den armen Mann beständig zu Sünden reizen und in tiefes Verderben zischen.
DRAGONES.
Dachte eben daran, ihr kommt wie gerufen hieher. Wollt ihr im Garten ein wenig verweilen, bis die Musik vorbey ist, führ' ich euch nachher in mein Quartier heim, wo ich euch Sachen entdecken muß, die mir recht das Herz zerdrücken.
WALLROD.
Mein Beruf heißt mich bereit seyn. Drunten bey den zwey großen Linden sollt ihr mich nachher treffen. Ab.
[114]DRAGONES.
Berge liegen über mir, das Leben freut mich so lange nicht, bis ich's wieder los bin. Doch still, das Altanfenster geht auf, da sind sie! Gibt das Zeichen.
Genovefa, Mathilde, oben auf der Altan.
MATHILDE.
Hurra, wie frisch lieblich!
GENOVEFA.
Schade, daß es Nacht ist, die schöne freundliche Aussicht ist ganz dadurch gehemmt, der grüne Hang schließt sich so traulich an jenes Tannenwäldchen. Siegfried's Großvater legte es an.
MATHILDE.
Die Luft buhlt recht mit einem.
GENOVEFA.
Ihr solltet diese Gegend 'mahl so um die Heuärndte sehn, wie schön es dann ist. Da waten die Mähmänner mit ihren Sensen durch's hohe Gras einher, dort zetteln es Mädchen zum Dörren aus einander und singen dabey Aerndtelieder, andre häufen's auf, [115] dann wimmelt's recht mit Menschen, Alles ist fröhlich dort im Schatten halten dann die Wagen mit starken vorangespannten Ochsen, das trockne Heu von aufgethürmten Haufen nach Hause zu führen; ein Anblick, der recht das Herz anlacht und erheitert.
MATHILDE.
Ihr mahlt nach der Natur. Schade, daß unser armer kranker Ritter nicht ein Bischen von euerm Gefühl an dergleichen ländlichen Scenen hat, das müßte ihn bald curiren.
GENOVEFA.
Was ihm nur anliegt! Er bleibt doch ganz gewiß wieder?
MATHILDE.
Wenn's seine Laune zuläßt, die ihn ganz zusammen drückt. Der Mensch ist wie umgekehrt, ich kenne ihn nicht mehr.
GENOVEFA.
Woher's nur kömmt?
[116]MATHILDE.
Aus dem Herzen; dort, wett ich, steckt ihm der Pfeil. Wie's nun in seinen jungen Jahren zu gehn pflegt.
GENOVEFA.
Glaubt ihr, er hab' einer Dame ein Gelübde gethan?
MATHILDE.
Ganz gewiß. Der arme Narr, wie sehr er mich jammert. Schade, daß er sich so verzehren soll.
GENOVEFA.
Die Dame muß sehr grausam seyn.
MATHILDE.
Was find wir nicht, wo uns die Laune ankömmt? Harpyen, Drachen, Vipern dem Einen, und schwache girrende Täubchen dem Andern. Einen Trojanischen Brand könnte oft ein kluges Weib durch eine nachsichtsvolle Minute löschen. Und was ist's denn auch im Grunde, warum wir die guten Männer oft an langsamem Feuer braten? Seifenblase, die sich vor unserm Hirne aufdunset und, wenn sie nur Leidenschaft ein Bischen anrührt, gleich in ein Nichts zerplatzt.
[117]GENOVEFA.
Wie meynt ihr?
MATHILDE.
Liebe, Liebe ist doch Alles, was unter Sonn' und Mond sich regt.
Was hüpft und geht,
Trägt Amor's Liverey,
Was athmet und weht,
Singt Amor's Melodey!
Warum nicht auch wir? Hört einmahl die Nachtigallen aus den zwey hohen schwarzen Linden drunten, wie lieblich! Hab' eine Dame gekannt, die der zärtlichste Ritter bedienet, sie war immer spröde, er immer unglücklich, der stolze schöne Ritter, manches Fräulein beneidete die Dame um ihn. Einmahl so der süße Schlag einer Nachtigall durch die Dämmerung her traf ihr Herz, der Ritter ward gesund von selbem Augenblick. Gräfin, warum so nachdenkend?
GENOVEFA.
Dachte an ihn, meinen Gemahl, wo unter'm weiten Sternenhimmel der jetzt ruht. Küßt ihre Hand, winkt vorwärts. Flieg' hin zu ihm,
Borg' Flügel vom Wind,
Den schön Lieben bald find!
[118]MATHILDE.
Ha ha ha!
GENOVEFA.
Warum ...
MATHILDE.
Das arme Küßchen dauert mich; solltet ihm ein Mäntelchen mitgeben, damit's nicht so weiten Weg's durch die Nacht hin friert und am Catarrh oder Schnupfen wie halb flücke Vögelchen zu Grunde geht.
GENOVEFA.
Wäre mir doch leid drum.
MATHILDE.
Mir auch. So einem verschmähten Küßchen thut's wehe, wenn's vielleicht wärmern dort weichen muß.
GENOVEFA.
Wie versteht ihr das?
MATHILDE.
Wäre denn das so was Ungeheures, Unerhörtes? Wer kennt der Männer Puppenspiel ganz mit uns [119] armen Weibern? Auf Sand gebaut, wer Männern traut, ist kluger Weiber Denkspruch, darin sie den Trauring binden und unter'm Gürtel fest am Fischbein tragen, bis ein oder der andre pfiffige Ritter das Räthsel versteht, ihn da weg zu practiziren. Dann ist es aus und das Sprüchwort trillt um.
GENOVEFA.
Was regt sich durch's Gebüsch drunten?
MATHILDE.
Der Wind.
GENOVEFA.
Die Sterne, wie klar!
MATHILDE.
Stimmen nun All' auf einen Lobgesang für ihre schöne Genovefa.
Golo, Adam, Brandfuchs, Dragones und Andre unten.
GOLO.
Greift euch jetzt an! Daß keiner fehlt!
[120]CHOR.
Klarer Liebesstern,
Du leuchtest fern und fern
Am blauen Himmelsbogen;
Dich rufen wir heut Alle an,
Wir sind der Liebe zugethan,
Die hat uns ganz und gar zu sich gezogen.
ZWEY STIMMEN.
Still und hehr die Nacht,
Des Himmels Augenpracht
Hat nun den Reihn begangen.
Schweb' hoch hinauf wie Glockenklang,
Der Liebe sanfter Nachtgesang,
Klopft an des Himmels Pfort' voll brünstigem Verlangen.
EINE STIMME.
Die ihr dort oben brennt
Und keusche Flammen kennt,
Ihr Heiligen mit reinen Zungen,
Ach benedeyet unser Herz,
Wir dulten, dulten bittern Schmerz,
Wir haben schwer gerungen.
[121]ZWEY STIMMEN.
Klopft sanft mit beyden Flügeln an,
Klopft sanft und ihm wird aufgethan.
EINE STIMME.
Die ihr die lange Nacht
Dort unten schwer durchwacht,
Ihr Seelen treuer Liebe:
Behaltet eure Flammen rein,
Der Liebesgott wird euch gnädig seyn,
Er wägt schon eure Triebe.
CHOR.
Wie Auferstehung klang das Wort,
Klang hoch herab von Himmels Pfort',
Drang tief hinein durch Mark und Bein.
Ach hoffet All', ach hoffet All',
Hienieden tief im Thränenthal!
Behaltet Herz und Flammen rein,
Der Liebesgott will euch gnädig seyn,
Er wägt nun eure Triebe.
DREY STIMMEN.
Wie Strahlen durch die Lüfte gehn,
Wie Wetter hoch in Wolken stehn,
[122] Wie Summen von der Kirchuhr schwer,
(Herz, schauerst still und hehr!)
Die Liebeswag' am Himmel sinkt,
Die Hoffnung sich zum Erdball schwingt.
EINE STIMME.
Die ihr die lange Nacht
Dort unten schwer durchwacht,
Ihr Seelen treuer Liebe:
Behaltet Herz und Flammen rein,
Der Liebesgott will euch gnädig seyn,
Gewägt sind eure Triebe.
ZWEY STIMMEN.
Was ward uns für ein Trost zu Theil?
Wo liegt der Hoffnungshafen?
ZWEY STIMMEN.
Euch ward sehr hoher Trost zu Theil,
Fragt, die da drunten schlafen.
DREY STIMMEN.
Da regt sich's um die Gräber laut
Wie Wogenschall im Windeswehn,
Wie's Morgens über Wiesen graut
Wenn Nacht und Tag am Scheiden stehn.
[123] Es heben sich tausend Zungen.
Wir haben gedultet die lange Nacht,
Haben sie mit Schmerzen durchwacht,
Haben's schwer errungen.
CHOR.
Nun fühlen wir auch der Liebe Genuß
Jauchzen und freun uns am Ueberfluß,
Nun zählen wir all' die Thränen.
Eine jede verweint ein Perlenschatz klar,
Der uns in Ruh bescheret war,
Ein Kuß ein jedes Stöhnen.
Im Regenbogen unser Gewand
Geschmückt von treuer Liebe Hand.
DREY STIMMEN.
Die ihr auf dieser Welt das Leid
Getrennter Lieb' und Zärtlichkeit
Auch dultet treu und rein:
Brecht süße Blüth' und Blumen ab
Und streut's herum an unser Grab
Und auf den Leichenstein.
Denn selig ruhet hier ein Paar,
Das auf der Erde auch geschieden,
Ach ohne Ruhe, ohne Frieden
In stiller Liebe Schmerzen immerdar
Ihr jung frisch Leben hingeweint,
[124] Bis sie ein süßer Tod allhier vereint.
Laßt sachte rinnen eure Zähren,
Gedenkt an uns bey eurer Qual,
Auch eure Ruhestunde kommt einmahl,
Nicht ewig können Menschenleiden währen.
CHOR.
Wir hoffen, ach wir hoffen All'
Zur letzten Nacht im Todtenthal!
ZWEY STIMMEN.
Am Firmament
Hat's nun vollendt,
Dahin ist bald der Sternlein süßes Prangen.
Die Nacht beschließt nun ihren Lauf,
Die Morgenröth' zieht schon die Flügel auf
Und streicht sich froh die Thränen von den Wangen.
CHOR.
Ach Hoffnung, ach verlass' uns nicht
Wenn sterbend unser Aug' nun bricht,
Halt' du uns fest umfangen.
Wir hoffen, ach wir hoffen All'
In's Mogenroth im Todtenthal,
Schon trocknen unsre Wangen.
[125]GENOVEFA.
Dank, tausend Dank Allen, herzlichen Dank. Gute Nacht! Geht hinein.
GOLO.
Da Capo.
MATHILDE.
Golo!
ADAM.
Die Gräfin ist schon auf und hinein.
BRANDFUCHS.
Droben ruft's eure Gnaden.
GOLO.
Schade, Genovefa schon fort.
BRANDFUCHS.
Habt ihr's gehört? Dort oben!
GOLO.
Bis morgen Mehreres, werd' euch meine Erkenntlichkeit beweisen. Brandfuchs, hast es brav gemacht.
[126]BRANDFUCHS.
So gut ich's gekonnt. Gute Nacht, Herr Ritter.
GOLO.
Gute Nacht, Freunde. Es ging excellent.
ADAM.
Man muß zu geschehenen Dingen immer das Beste reden.
GOLO.
Meister, es ist unvergleichlich gegangen. Gewiß.
ADAM.
Gute Nacht, Herr Ritter. Alle ab.
MATHILDE.
Bist du allein, Golo? Es ist dunkel.
GOLO.
Und trüb' und traurig dazu, der schönste Stern verschwunden, der diese Nacht erhellt; jetzt spürt man nichts Erfreulichs mehr.
[127]MATHILDE.
Sauber Compliment für mich.
GOLO.
Wie ist's? Bringt ihr dem Gefangnen Futter?
MATHILDE.
Kuchen und Biscuit. Sey morgen in aller Frühe bey mir.
GOLO.
Will bis dahin nicht schlafen.
MATHILDE.
Wäre ungesund.
GOLO.
Alles eins, gesund oder nicht, so an der Mauer klebend, an der Seite hier, wo der Engel saß.
MATHILDE.
Nichts weiter! Ich sorge, man belauscht uns.
[128]GOLO.
Das Einzige nur: wie hat sie die Musik aufgenommen? Hat's ihr gefallen?
MATHILDE.
Ich höre jemand drinnen. Adjes, Ritter. Hoffe das Beste!
GOLO.
Hoffen! O hoffen! Darf ich?
MATHILDE.
Hoffen ist wenig. Gute Nacht. Ab.
GOLO.
Hoffen – Alles! Der Vorhof des Himmels; was hielte länger Welt und Himmel aneinander, wenn Hoffnung und Liebe nicht wär'? Es zerstiebte ja Alles; müßtet dann auch scheiden, holdselige Lichter da oben am blauen Firmament! Brennt fort, küßt noch ein Teilchen euch mit euern lieblichen Strahlen!
Die ihr dort oben brennt
Und keusche Flammen kennt ...
Keusch! Reiner Genuß ist auch keusch. O Wesen aller Wesen, o Geist, der alles umfaßt, beseelt und trägt, [129] Zuck' auf und schwing' mich dahin! Sie ... ich soll hoffen. Ha, es könnte doch wohl noch möglich werden. Möglich? Daran wagt' ich Alles, Alles, Alles, was hier unter Sonne und Mond, Alles, was der zärtlichste Anbether vermag, Alles. Ob sie auch je an mich gedacht? Vielleicht weiß Mathilde mehr noch.. ah.. hier will ich auf und ab die süße Luft einschlürfen, die ihre schöne Wange gekühlt, darein sie ihren balsamischen Athem ergoß; begrabt mich hier, wenn ich einst sterbe, mein Leib wird nicht in Staub zerfallen, alle meine erstorbnen Adern werden in ein neues Leben zurück dringen und wie Blumen durch die Erde zu dieser Luft empor schießen. Du Engel, holder süßer Engel! Wo sie jetzt ruht? Das Küssen, das ihre Wange drückt, die Kammer, die sie verschließt ... Ob sie jetzt schon die Augen geschlossen? Die Augen, die eine Welt von Seligkeit umfangen. Wer doch der Schlummer seyn könnte, auf solch einem Paar Wimpern zu ruhn. Ewiger, reicher Himmel! Ist es bald, eh' ich verschmachte? Dein Aug' wird mich noch leiten in's Grab, in's finstre Grab, feins Liebchen, thu nicht scheiden. Kalter Tod, warmes Leben, Alles um sie, die Welt, das Universum, um einen einzigen Druck.
Schlaf wohl und süß, Liebchen zart,
Auf deinem Mund meine Himmelfahrt!
Ab.