500. Das Klabautermännchen.

Auf einem Schiffe, das sich mitten auf der See befand, klingelte der Kapitän dem Schiffsjungen: »Bringe mir eine Flasche Wein und zwei Gläser!« »Zwei Gläser, Kapitän?« fragte verwundert der Junge; »ihr seid ja allein, wie kriegt ihr denn Besuch?« Der Kapitän befahl ihm zu gehn und zu tun, wie er geheißen. Als der Junge nun wieder mit der Flasche und den Gläsern in die Kajüte trat, da saß da der Schiffsgeist bei dem Kapitän und beide sprachen miteinander, der Kapitän schenkte ihm ein und sie tranken zusammen. So lange nämlich ein solcher Schiffsgeist auf dem Schiffe und gut Freund mit der Mannschaft ist, geht das Schiff nicht unter und jede Fahrt gelingt; verläßt er es, so steht es schlimm. [338] Alles, was am Tage auf dem Schiffe zerbrochen ist, zimmert er Nachts wieder zurecht; er heißt darum auch der Klütermann. Er bereitet außerdem manche Arbeit für die Matrosen vor und verrichtet sie gar für sie. Ist er aber in übler Laune, macht er einen greulichen Lärm, wirft mit Brennholz, Rundhölzern und andern Sachen umher, klopft an die Schiffswände, vernichtet manches, hindert die Arbeiter, ja gibt den Matrosen unsichtbar heftige Ohrfeigen. Von diesem Lärmen, meint man, heiße er der Klabautermann.


Mündlich aus Dithmarschen und durch Herrn Hansen auf Sylt. – Klabautermann, im Flamänd. Kabotermann, ist entstellt aus Kobold. Grimm, Mythol. 470.

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