377. Das Riesenschiff Mannigfual.
Die nordfriesischen Seefahrer erzählen von einem Riesenschiff, de Mannigfual. Das ist so groß, daß der Kommandant immer zu Pferde auf dem Verdeck herumreist um seine Befehle zu erteilen. Die Matrosen, die jung in die Takelage hinaufklettern, kommen bejahrt, mit grauem Bart und Haar, wieder herunter; unterdes fristen sie ihr Leben dadurch, daß sie fleißig in die Blöcke des Tauwerks, die Wirtsstuben enthalten, einkehren.
Einmal steuerte das Ungeheuer aus dem Atlantischen Meere in den Britischen Kanal hinein; konnte jedoch zwischen Dover und Calais des [252] schmalen Fahrwassers wegen nicht durchkommen. Da hatte der Kapitän den glücklichen Einfall die ganze Backbordseite, die gegen die Ufer von Dover stieß, mit weißer Seife bestreichen zu lassen. Das half. Der Mannigfual drängte sich glücklich hindurch und gelangte in die Nordsee. Die Felsen bei Dover behielten aber bis auf den heutigen Tag von der Masse der abgescheuerten Seife und dem abgeflogenen Schaum ihre weiße seifenartige Farbe.
Einst war das Riesenschiff, Gott weiß wie, in die Ostsee hineingeraten. Die Schiffsmannschaft fand aber bald das Wasser zu seicht. Um wieder flott zu werden, mußte der Ballast samt den Schlacken und der Asche der Kabüse in die See geworfen werden. Aus dem Ballast entstand nun die Insel Bornholm und aus dem Unrat der Kabüse die nahe dabei liegende kleine Christiansöe.
Durch Herrn Hansen auf Sylt.