2.
Nahe bei Tönningen in Eiderstede, sagt man in Dithmarschen, ist ein kleiner Hügel mit einer Höhle. Darin sitzt der König Dan mit zweimalhunderttausend Mann und alle schlafen. Ein Soldat war zum Tode verurteilt. Da schenkte ihm unser verstorbener König das Leben unter der Bedingung, wenn er in den Hügel ginge und ihm von König Dan Nachricht brächte. Der Soldat ging in die Höhle. Da saß der alte König da vor einem Tisch und hatte sein Haupt auf den Arm gestützt und schlief, sein Bart aber hing ihm unter den Tisch und die andern standen alle um ihn herum. Als nun der Soldat eintrat, erwachte der König und fragte ihn, was er wolle. Der Soldat antwortete, daß er vom Könige hereingeschickt sei und Nachricht von ihm bringen solle. Da erwiderte König Dan, er solle nur dem Könige sagen, daß er einst an ihn dächte, [393] wenn er in Not wäre; dann wolle er ihm mit allen seinen Leuten zu Hilfe kommen und die Feinde vertreiben und ihm zur Herrschaft über die ganze Welt verhelfen. Der König muß aber nicht zu rechter Zeit an ihn gedacht haben.
Die Leute sagten dazumal überhaupt, als der verstorbene König Friedrich der Sechste noch jung war, daß er der weiße Prinz sei, von dem die alte Prophezeiung sage, daß er wie ein Stern über das Land aufgehen werde. »Dat mutt awer ja alltomal nich waar węsen, oder de ole König mutt noch nich de rechte sien; denn indrapen is et noch nich«, sagte die, die mir dies erzählte.
Mündlich.