Drei Fragen

Sag, wer du bist! Denk aber vorher nach!
»Ein Mensch bin ich«, antwortest du erhaben.
Ein Mensch? Sonst nichts? Und dennoch, dennoch sprach
Aus dir der Stolz auf dich und deine Gaben.
Dies letzte Wort berichtet ganz bestimmt
Nicht von Verdiensten sondern von Geschenken,
Und wer sein ganzes »Sein« als Gabe nimmt,
Der hat wohl Grund, bescheidener zu denken.
Und trotzdem meine ich: Blos Mensch ist mir zu klein;
Ich will weit mehr, ich will viel Größres sein.
Sag, wo du bist! Du siehst erstaunt mich an
Und sprichst nichts weiter, als »doch hier auf Erden!«
Wer sich nicht geistig von ihr trennen kann,
Dem wird dies »Wo« niemals begreiflich werden.
Du bist nicht hier, auch noch nicht wieder dort;
Dein »Wo« liegt dir entrückt, ist nicht zu fassen.
Dir fehlt der Halt, der feste, sichre Ort;
Es gab ihn wohl, doch hast du ihn verlassen.
Du hängst arachnengleich im eigenen Gespinnst,
Und deine Welt ist, was du dir ersinnst.
[189]
Sag, wie du bist! Natürlich bist du gut –
Die Fehler sind für Andre nur vorhanden!
Die deinen aber auch: Sei auf der Hut
Vor Leuten, die vielleicht dich anders fanden!
Es ist nur Einer gut, nur er allein.
Wer darf an Reinheit sich mit ihm vergleichen?
Und willst du so, wie er es fordert, sein,
So kannst du es auch nur durch ihn erreichen.
Zerreiß dein Spinnennetz, und werde dir doch klar,
Daß jeder Faden nur ein Irrthum war!
[190]

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