[441] [443]Salomons von Golaw Deutscher Sinn-Getichte drittes Tausend

Carolus Scribanus Institut. Polit. Christian. Part. II Capit. XIV pag. mihi 235.

[Motti]

Es ist fast keinerley Art der Lehre, welche ihren Liebhaber mehr schmücke und mehr Vorschub thue, alle andere Wissenschafft zierlich, verwunderlich und lobreich zumachen, als die Poeterey. Von dieser borgen wir im Schreiben und Reden solche Sachen, damit die Höhe der Wissenschafft mit funckelndem Gesteine, gleich wie ein andrer Himmel, beäuget und besternet wird, ohne welche, so es were, die Circkel der Wissenschafft blind und wie entseelet stehen oder an allem Zierath Schiffbruch leiden müsten. Ob ich ieder Wissenschafft ihren Glantz gleich lasse, so ist es doch die Poeterey alleine, womit der andren ihre Stirnen gleichsam bekleinodet werden. Und gewiß, ist irgend was von löblichen Geschichten, von Witz und Scharffsinnigkeit, von Schimpff und lustigen Erfindungen, von gelehrten Sprüchen und Sätzen von Nöthen, der Leute Sitten und Gemüther recht zu gestalten, so muß solches hergenummen werden auß dem reichen Vorrath der Poeten.


Bey Aristophane fraget Äschylus den Euripidem: Weßwegen hat man sich über guten poetischen Köpffen zu verwundern? Euripides antwortet: Ihrer Geschickligkeit und guten Erinnerung wegen, dadurch sie die Leute besser machen.

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