Tag und Nacht

nach der nordischen Sage


Wenn Abends vom glutroten Himmel
Der Sonne Roß heruntersteigt,
Der Sohn des Lichts, der tageshelle Schimmel,
Und seinen Hals, den schön gebognen, neigt;
Dann aus den Nebeln mit bereifter Mähne
Steigt auf das Pferd der Nacht,
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Und gähnend weist es seine weißen Zähne
Den Umgekommenen der Schlacht.
Es schlängelt sich gleich blauem Stahle
Durch breite Ström' und Eisgefild
Und fließt dahin im Mondenstrahle,
Wie Blut von eines Helden Schild.
Der Sturmwind hängt an seinen Hufen,
Die Schiffe jagt's im wilden Meer,
Es saust vorüber, wo die Wächter rufen,
An Turm und Lager um ein schlafend Heer.
Indessen grast auf einer bunten Wiese
Das Sonnenroß, geführt am Zaum
Von einem Zwergen, und es sitzt ein Riese
Im Sattel, ein Gigant, der schwere Traum.
Es ruhet aus im Waldesdunkel
An blühender Violen Saum,
Wo kaum durchblinkt der Sterne müd Gefunkel
Der Esche schwarzen Zauberbaum.
Auf einmal ist's, als fühl' es wieder
Den alten Mut, die Erde bot
Ihm neue Kraft, es schüttelt Mähn' und Glieder
Und stampft, daß Feuer aus der Erde loht.
Und schnaubend stürzt es sich ins Flutgewühle,
Der Riese fällt, der Zwerg ist tot;
Es wiehert und erweckt die Morgenkühle –
Am Himmel glüht das Morgenrot.

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