[200] 81.
Eduard Allwills einziges geistliches Lied beym Aufstehen, Schlafengehen und bey der Versuchung der Syrenen zu singen

Wie die Lebensflamme brennt!
Gott du hast sie angezündet,
Ach und deine Liebe gönnt
Mir das Glück, das sie empfindet.
Aber brenn' ich ewig nur?
Gott du siehst den Wunsch der Seele!
Brenn' ich ewig, ewig nur,
Daß ich andre wärm', mich quäle?
Ach wo brennt sie, himmlisch schön,
Die mir wird in meinem Leben
Was das Glück sey, zu verstehn,
Was du seyst zu kosten geben!
Biß dahin ist all mein Thun
Ein Geweb von Peinigungen,
All mein Glük ein taubes Ruhn,
Meine Lust, mein Dank erzwungen.
Du erkennst mein Innerstes,
Dieses Herzens heftig Schlagen,
Ich erstike seine Klagen,
Aber Gott, du kennest es.
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Es ist wahr, ich schmekte schon
Augenblike voll Entzücken,
Aber Gott! – in Augenbliken
Steht denn da dein ganzer Lohn?
Funken waren das von Freuden,
Vögel die verkündten Land,
Wenn die Seele ihrer Leiden
Höh und Tief nicht mehr verstand.
Aber gäb es keine Flammen
Und betrög uns denn dein Wort,
Sucht' uns gleich der klugen Ammen
Einzuschläfern fort und fort?
Nein ich schreye – Vater! Retter!
Dieses Herz will ausgefüllt,
Will gesättigt seyn; zerschmetter
Lieber sonst dein Ebenbild!
Soll ich ewig harren, streben,
Hoffen und vertraun in Wind?
Nein ich laß dich nicht, mein Leben,
Du beseeligst denn dein Kind!

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