546.
Daß der Dieb das Gestohlene wiederbringen muß. Gehe vor Sonnenaufgang zu einem Birnbaum und nimm drei Nägel von einer Todtenbahre oder drei ungebrauchte Hufnägel mit, halte dieselben gegen der Sonnen Aufgang und sprich: »O Dieb! ich binde dich bei dem ersten Nagel, den ich dir in deine Stirn und Hirn thu schlagen, daß du das gestohlene Gut wieder an seinen Ort mußt tragen, es soll dir so weh werden nach dem Menschen und nach dem Ort, wo du es gestohlen hast, [194] wie dem Jünger Judas war, da er Jesum verrathen hatte. Den andern Nagel, den ich dir in deine Lung' und Leber thu' schlagen, daß du das gestohlene Gut wieder an seinen Ort sollst tragen; es soll dir so weh nach dem Ort und nach dem Menschen werden, da du es gestohlen hast, als dem Pilato in der Höllenpein. Den dritten Nagel, den ich dir Dieb in deinen Fuß thu' schlagen, daß du das gestohlene Gut wieder an seinen Ort mußt tragen, wo du es gestohlen hast. O Dieb! ich binde dich und bringe dich durch die drei heiligen Nägel, die Christum durch seine heiligen Händ' und Füß' sind geschlagen worden, daß du das gestohlene Gut wieder an seinen vorigen Ort mußt tragen, da du es gestohlen hast. Im Namen« u.s.w. Die Nägel müßen mit Armsünderschmalz geschmiert werden.
In der Besprechung bei Grimm (Mythologie, S. 1197) wird das Verfahren bei Sonnenuntergang vorzunehmen vorgeschrieben. Aehnlichkeit hat auch ein von Wolf in Haupt's Zeitschrift, VII, 538 fg., mitgetheilter Spruch. Pommersche Diebessegen theilt Höfer in Pfeiffer's Germania, I, 105-107, mit.