119. Spuk am Thürberg.
Mündlich.
Am Thürberg bei Tremmen ist's nicht recht richtig, denn bald läßt sich dort ein dreibeiniger Hase, bald ein anderer Spuk sehen und fügt den Leuten allerhand Schabernack zu. Oft schon hat es, wenn einer dort mit Korn zu fahren gekommen, den ganzen Wagen umgekehrt, so daß die Räder in die Höhe gestanden, und dann ist es vor ihm hergesprungen und hat gelacht und in die Hände geklatscht und nur mit vieler Mühe haben sie alles wieder in Ordnung bringen können. Einem Knecht aber [103] ist es dort einmal eigen ergangen. Dem war nämlich vor einiger Zeit der Drak begegnet, von dem sie doch immer sagen, daß er so durch die Luft ziehe und den Leuten was zutrage; der hatte den Knecht, da er grade sehr schwer trug, gebeten, er möge ihm doch aufhelfen; das hatte er denn auch gethan, und der Drak hatte ihm dafür versprochen, er wolle ihm auch wieder helfen, er solle nur an ihn denken, wenn er in Noth sei. Als nun der Knecht bald darauf am Thürberg vorbeikommt, kehrt's ihm den ganzen Wagen mit Korn auf die Seite, und da er nur ganz allein ist, weiß er gar nicht, was er anfangen soll; endlich fällt ihm das Versprechen des Drak ein und er denkt: ach, wenn mir doch der nur helfen wollte. Da lacht es dicht vor ihm und ruft »bin schon da, bin schon da!« und im Augenblick steht auch sein Wagen wieder aufrecht; der Knecht hat aber geeilt, daß er nach Hause kam.
Ein andermal kommt ein Bauer am Thürberg vorbei, da sieht er einen dreibeinigen Hasen, der hopst immer vor ihm her und lacht ihn aus; der Bauer hat aber keinen Spaß verstanden, sondern hat seinen Stock genommen und nach ihm geworfen; zum Glück ist das aber ein Kreuzdornstock gewesen, denn sonst wär's ihm doch übel bekommen; so aber ist der Hase fortgewesen und er hat ruhig seines Wegs gehen können.