15. Ahlemann.

Aus der Gegend von Cottbus durch Herrn Professor Jungk.


War einmal ein Mann, der hieß Ahlemann und der hatte eine Frau und vier Kinder. Der wollte einmal gern Leber eßen, und sagte: »Wenn ich von der Arbeit heim komme, halt sie fertig.« Da ging seine Frau in die Stadt und kaufte eine schöne große Leber, und als sie gebraten war und der Mann noch nicht zurückkehrte, da roch ihr der Duft so prächtig zu, daß sie ein so großes Gelüst danach bekam, daß sie sich endlich hinsetzte und sie selber aß. Zuerst aß sie nur ein ganz klein Stückchen und dachte: »das merkt er doch nicht!« aber sie schnitt noch ein Stückchen ab und noch eins und endlich war die ganze Leber verschwunden. Da bekam sie große Angst, wie ihr Mann schelten würde, und lief deshalb hin zum Galgen, wo einer baumelte, den sie kürzlich gehängt hatten, dem schnitt sie die Leber aus und briet sie. Als nun Ahlemann nach Hause kam, [357] setzte er sich hin und aß und es schmeckte ihm prächtig; nachher aber ging er fort und mit seinen Kindern zu Biere. Nun wurde es Abend und es war schon ganz dunkel und die Frau lag im Bette, da hörte sie etwas an ihre Kammer kommen und eine Stimme rief: »Wo ist Ah–lemann? Wo ist Ah–lemann?« Da sagte sie:


»Ahlemann ist zu Biere

Mit alle viere!«

Aber sie hörte es immer näher kommen und rief in ihrer Herzensangst:

»Komm' Ah–lemann, komm' Ah–lemann

Der Grauel geht mir an.«


Doch es half alles nichts, mit einemmale stand es vor ihrem Bette und da hat es ihr den Hals umgedreht.

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