319. Die Unterirdischen auf dem großen Hope.

Westfalia, 1830. Redeker, Westfälische Sagen, Nr. 44.


Auf dem großen Hope, einem Hofe zwischen Bergkirchen und Volmerdingsen, starb dem Meier einstmals ein Pferd nach dem andern, und er wußte gar nicht, wie das zuging. Da geschah es eines Abends spät, als er im Dunkeln auf der großen Hausflur war, daß er ein leises feines Geflüster hörte. Er sah sich um und erblickte einen Lichtschein, welcher unter einer an die [278] Wand gelehnten Wanne herschimmerte. Er hob diese auf, und siehe, es saßen vier Unterirdische darunter, welche von dem an demselben Abend gesäuerten Teig kneteten und recht flink und fleißig dabei waren. Und eben sagte einer zum andern: »Knete zu, knete zu!« Erst erschraken sie, als sie sich entdeckt sahen, dann aber sprachen sie zu dem Meier: »Da du uns nun einmal gesehen hast, so wollen wir dir auch sagen, warum deine Pferde sterben. Unsere Wohnung ist gerade unter dem Stalle, und wir können die Thiere nicht leiden. Gib ihnen eine andere Stelle und sie werden am Leben bleiben.« Mit diesen Worten waren sie verschwunden, und der Teig war auch weg. Der Meier that, wie ihm die Wichtel gesagt hatten und stallte die Pferde um. Von der Zeit an verlor er keins wieder. Für den Teig haben ihm die Zwerge nachher ein Geschenk hingelegt.


Vgl. die Hageburger Sage, Nr. 330, und Norddeutsche Sagen, Nr. 363; vgl. ebendas., Nr. 329; Schambach u. Müller, Nr. 142; Weinhold, Weihnachtsspiele und Lieder, S. 15; dieselben Worte rufen sich auch die Schönaunken beim Teigkneten zu, in Nr. 61. Der Name Wichtel in dieser Gegend ist wol kaum echt, ich wüßte nicht, daß ich ihn in niederdeutschen Gegenden gefunden hätte.

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