125. Der Mann mit der Leuchte.

Mündlich.


Bei Borken sieht man nachts zwischen 12 und 1 Uhr oft einen Mann mit einer Leuchte auf- und abgehen; man sagt nämlich immer, daß in der Weihnacht alles Waßer zu Wein werde, und da ist er denn einmal mit der Leuchte ausgegangen, um die Wahrheit davon zu erforschen, und seitdem geht er nun allnächtlich dort.


Andere gespenstische Leuchten Norddeutsche Sagen, Nr. 235, 236; Schambach u. Müller, Nr. 225 mit der Anm.; Pröhle, Oberharzsagen, S. 171 m.d. Anm., 177. Bei Müllenhoff (Nr. 231) verliert eine [116] Frau, die sich davon überzeugen will, daß in der Neujahrsnacht Waßer zu Wein werde, das Augenlicht; Herrlein, S. 146; Baader, Nr. 57, 338. Hier sterben diejenigen, welche sich von der Wahrheit überzeugen wollen; ohne es zu wollen, erfährt ein Mädchen die Wahrheit; Baader, Nr. 418. Derselbe Glaube aus der Eifel bei Schmitz, Eifler Sitten u. Sagen, I, 3, aus Tirol in Wolf's Zeitschr., I, 238, in der Schweiz bei Rochholz, I, 337, der den Gänsewein und den Most Bartel's in sinniger Weise damit in Zusammenhang bringt; vgl. auch Runge, Der Berchtoldstag, S. 25. Am Rhein heißt's, »in der Christnacht um zwölf Uhr sind alle Waßer Wein, und die Bäume Rosmarein«; Wolf, Beiträge, I, 230, Nr. 354. Ueber diesen Aberglauben vgl. auch noch Grimm, Mythologie, S. 551; die Zurückführung desselben auf die Verwandlung des Waßers in Wein auf der Hochzeit zu Kana wird doch wol nur spätere Anlehnung sein, ursprünglich glaubte man wol, das Waßer werde in dieser und in der Osternacht Weihwaßer, heilawâc, woraus durch Misverstand Weinwaßer wurde, wie Geiler von Kaisersberg (bei Stöber, S. 53) sagt: »In euwern hüßern haben ihr geweicht wasser; ir sprechenweinwasser; es heisset nit weinwasser, es heisset geweiht wasser.« – Noch eine andere Vermuthung gibt Liebrecht, Gervasius von Tilbury, S. 53.

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