57. Balo's Grab.
Mündlich von einem Müller aus Gramzow.
Nicht weit von Gramzow liegt auf einer kleinen Anhöhe ein großer Stein, der ist mittendurch gespalten und bei dem Steine befindet sich eine Grube, und das heißt man Balo's Grab. Es war nämlich hier einmal ein Junge draußen bei den Kühen, der hatte von dem Bauer, bei welchem er diente, einen weißen Käse und ein Brot zur Zehrung mitbekommen. Das mochte ihm aber zu wenig oder nicht gut genug sein, kurzum, als er oben auf dem Berge war, nahm er den Käse, rollte ihn den Berg hinab und warf sogleich das Brot hinterher. Als er nun sah, wie das Brot so hinter dem Käse her den Berg hinablief, da rief er in seinem Uebermuth: »düvel rönnt un ûse lêve herrgott krigt em.« Aber kaum hatte er das gesagt, so ward der Stein, auf dem er stand, mittendurch gespalten und er selbst versank in die Erde; Leute, die sein Jammergeschrei hörten, kamen zwar herzu und suchten ihn herauszugraben, aber es war alles vergeblich und er mußte elendiglich umkommen. Da aber sein Name Balo war, so nennt man die Stelle noch heut Balo's Grab, und das Loch, wo er zwischen den Steinen versunken, ist auch noch zu sehen, denn so oft man es auch zugeschüttet hat, am andern Tage ist es immer wieder dagewesen, als wäre nichts hineingeworfen worden.