[211] 239. Ein Kind wiegt schwerer als der Teufel.
Mündlich.
Zu Buttstädt auf dem Brühl wohnte einmal ein Ehepaar, das war schon lange verheirathet, aber ihre Ehe war kinderlos geblieben und sie wünschten sich doch so sehr ein Kind; da ließen sie sich endlich vom Teufel verblenden, der versprach ihnen, sie sollten eins haben, wenn es nachher sein eigen sein sollte. Darauf gingen sie ein und die Mutter gebar auch danach einen Knaben; aber als sie das unschuldige Kind nun zum erstenmal lächeln sahen, da ward's ihnen doch so weh um's Herz, und es wurde ihnen immer bänger und bänger, und sie flehten zu Gott, daß er das Unglück wenden möge. Da sandte ihnen der Herr einen Engel, der gebot dem Teufel, sich auf die eine Schale einer Wage zu setzen, legte das Kind in die andere und sagte, wenn er schwerer sei, so solle er's behalten. Da sank die Schale, in der das Kind saß, tief hinab, und sogar, als der Teufel noch einen Mühlstein nahm und mit sich auf die Schale setzte, konnte er doch nicht herunterkommen. Da ging er zornig von dannen; zum Andenken aber hat man auf dem Rathsbrunnen einen Engel mit einer Wage, in deren Schalen der Teufel mit dem Mühlstein und das Kind sitzen, abgebildet.