69. Der Spielmann und die wilde Jagd.
Mündlich von einem Bäckergesellen aus Templin.
An einem Sylvesterabend hatte einmal ein Spielmann in einem Dorfe bei Templin zum Tanze aufgespielt und ging um Mitternacht nach Hause; wie er aber [65] in den Wald kam, da hörte er die wilde Jagd daherbrausen und weil er ein furchtsamer Gesell war, versteckte er sich hinter einem Eichstamm. Das half ihm aber nichts, denn die wilde Jagd zog an der Erde hin, kam immer näher und näher, und im Nu stürzte einer der Jäger auf den Baum los und rief: »Hier will ich mein Beil hineinhauen.« Im selben Augenblick bekam der Spielmann einen gewaltigen Schlag auf den Rücken und fühlte auch eine große Last auf demselben, so daß er eiligst und in Angst davonlief. Erst in seinem Hause machte er Halt und ward nun zu seinem Schrecken inne, daß er einen großen Buckel bekommen hatte. Da war er gar betrübt und am andern Morgen lief die ganze Nachbarschaft zusammen um das Wunder zu sehen. Da kam zuletzt auch einer, der rieth ihm, er solle über's Jahr um dieselbe Stunde sich wieder hinter denselben Eichbaum stellen, da werde ihm geholfen sein. Das beschloß denn der Spielmann auch zu thun und konnte die Zeit kaum erwarten; endlich war's wieder Sylvester und er ging hinaus in den Wald zu derselben Eiche; da kam um Mitternacht auch wieder die wilde Jagd und derselbe Jäger stürzte auf den Baum zu und rief: »Hier hab ich vor einem Jahr mein Beil hineingehauen, hier will ich's auch wieder herausziehen.« Und im selben Augenblick giebt es im Rücken des Spielmanns einen gewaltigen Ruck und fort war der Buckel.