320. Der Durant.

Westfalia, 1830. Redeker, Westfälische Sagen, Nr. 45.


Die Unterirdischen entwenden gern Müttern die kleinen Kinder. Sie thun dies, um ihr Geschlecht zu verbeßern. Denn wenn sie nicht von Zeit zu Zeit Menschenkinder unter sich aufnähmen, so würden sie endlich gar zu klein werden und ganz zusammenschwinden. An die Stelle der Säuglinge legen sie dann Wechselbälge [279] hin, welche nicht wachsen und gedeihen wollen. Es gibt indeßen ein Kraut, welches sie abhält, das ist der Durant. Bindet man dies an das Kind, so ist es sicher. Eine Wöchnerin in Hartum, die dies auch gethan hatte, lag einstmals des Nachts in ihrem Bette und konnte nicht schlafen. Da kamen ganz leise zwei Wichtel hereingeschlichen und nahten sich der Wiege. Plötzlich hatte der eine von ihnen den Durant bemerkt, blieb stehen und sagte zu seinem Gefährten:


»Stoß mir nicht an den Durant,
Sonst kommen wir nimmer in unser Vaterland.«

Und damit setzten sie beide ihre Nebelkappen auf und waren verschwunden.

Vgl. Gebräuche: Hexen, Nr. 78; Pröhle, Oberharzsagen, S. 72.

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