163. Den Glauben changiren.

Mündlich.


Es hat einen Herzog von Köthen gegeben, von dem man erzählt, daß er in Paris mal sein Land verspielt habe, und nur vom König von Preußen wieder ausgelöst worden sei. Als er nun zurückgekommen, haben ihn die Bürger deßenungeachtet feierlich empfangen wollen und sind ihm mit Fackeln entgegengezogen, aber da hat sich ein Theil der Brücke, über die ihr Weg führte, gesenkt und viele, viele sind zu Schaden gekommen. Das ist aber geschehen, weil der Herzog seinen Glauben geändert, und daher [138] ist es auch gekommen, daß, als er hat eine Kirche bauen wollen, er sie nicht hat unter Dach bringen können, denn jedesmal, wenn es so weit war, ist über Nacht wieder ein großes Stück davon eingestürzt, und so ist der Herzog endlich darüber hingestorben.

Derselbe Mann, der das erzählte, wußte auch viel von August dem Starken; der hatte einmal ein Hufeisen für sein Pferd bestellt, und als der Schmied es ihm bringt, fragt er ihn, ob's auch wohl gut halten werde, es scheine ihm nicht stark genug. »I, sagte der Schmied, er werde es nicht zerbrechen und sein Pferd es nicht zertreten.« Da nahm August der Starke das Hufeisen und brach es in zwei Stücke. Darauf gab er dem Schmied ein Goldstück als Belohnung, der aber sagte, er wolle nun auch einmal sehen, ob das probehaltig sei, nahm den Louisdor und brach ihn entzwei. Da nahm August der Starke eine eiserne Stange und legte sie dem Schmied um den Hals, und da erkannte der, daß der Kurfürst doch stärker sei als er, und bat, daß er ihn wieder lösen möchte, was derselbe auch that. – Ein andermal soll er zwei Trompeter im Schloße zu Wien auf jeder seiner Hände zu einem Fenster hinausgehalten haben, und zwar so lange, bis sie einen Marsch draußen bis zu Ende gespielt hatten. Allein diese gewaltige Körperstärke hat der Fürst nur beseßen, so lange er Kurfürst von Sachsen gewesen, denn als er nachher König von Polen geworden, hat er alle Kraft verloren, und das ist darum geschehen, weil er seinen Glauben gechangirt hat und katholisch geworden ist.

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