6.
Mündlich aus Deutschenthal bei Halle.
Ein Bauer wollte einmal mit Getraide nach Nordhausen fahren, da trat, als er beim Kyffhäuser vorbeifuhr, ein greises Männchen an ihn heran, das fragte ihn, wo er denn hinwolle; als er nun sagte, daß er zu Markte fahren wolle, da fragte es ihn, ob er nicht mit ihm kommen wolle, er solle auch guten Lohn haben. Das ließ sich der Bauer gefallen, das Männchen ging voran und der Bauer folgte ihm mit seinem Wagen. Darauf kamen sie an ein großes Thor, durch das fuhr er und darauf ging's immer weiter und weiter in den Berg hinein, bis sie endlich an ein großes Schloß kamen, wo [220] das greise Männchen dem Bauer den Wagen und die Pferde abnehmen ließ und ihn in einen großen Saal führte, der herrlich erleuchtet und voll von Leuten war, so daß es dem Bauer da ganz wohl gefiel. Endlich aber sagte das greise Männchen, es wäre nun Zeit, daß er heim ginge, beschenkte ihn reichlich und führte ihn wieder hinaus, wo er auch seinen Wagen und seine Pferde wieder erhielt. Aber als er nun zu Hause ankam, da machte seine Frau große Augen, weil sie ihn längst für todt gehalten, denn er war grade ein Jahr lang fortgewesen.