Die Pest als blaues Flämmchen.

148a.

a-d schriftlich von Woeste.


Die Pest, von welcher noch im dreißigjährigen Kriege unsere Gegend so furchtbar heimgesucht wurde, daß der Sage nach in dem verödeten Iserlohn die Hühner sich auf dem Markte in einem Walde von Neßeln verstecken konnten, pflegte in der Gestalt eines blauen Flämmchens durchs Land zu ziehen. Einst wollte sie in Iserlohn ihre Ernte halten. Ein Mann, der an der Haar mit Hacke und Schaufel beschäftigt war, einen Weg zu bahnen, ward der Heranschwebenden zuerst ansichtig. Sein Entschluß war bald gefaßt. Vor einem Loche stehend, welches er eben gehackt hatte, wartet er ihre Ankunft ab. Sowie sie hinüberhüpft, wirft er eine Schaufel Erde auf sie und hemmt ihren Fortschritt für längere Zeit. Aber seine Neugier war größer als seine Klugheit. Er muß doch wißen, ob die Gefangene noch in der Grube ist; er öffnet dieselbe und – wird nun das erste Opfer der Pest.


Vgl. Norddeutsche Sagen, Nr. 316; Grimm, Mythologie, S. 1135; Schambach u. Müller, Nr. 251 mit der Anm.; Pröhle, Oberharzsagen, S. 187; Lyncker, Nr. 193; Wolf, Zeitschrift, I, 191, II, 83. Woeste theilt mir noch aus dem »Wonderful mag.« (London, gegen Ende des vorigen Jahrhunderts), V, 106, folgende Nachricht aus Wales vom Jahre 1694 mit: »A mephites or pestilencial vapour resembling a weak blue flame arose during a fortnight out of a sandy, marshy track and crossed over a channel to Harlech.« Nach einer Sage bei Lyncker (Nr. 192) wurde die Pest auch dem Nachzehren zugeschrieben.

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