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Folgender uralte Gebrauch fand ehemals zu Pfingsten statt, ist aber jetzt ganz verschwunden. Zu Ostern wurde von den Pferdejungen die Pfingstweide ausgesteckt, und ich wollte es keinem gerathen haben, irgend ein Stück Vieh daselbst zu weiden, bevor dieselbe [164] am ersten Pfingsttage gemeinschaftlich eingeweiht war. Dies geschah auf folgende Weise: Am ersten Pfingsttag nachts 12 Uhr saßen die Pferdejungen alle zu Pferde und nun ging's zur Pfingstweide. Wer am ersten daselbst ankam, wurde däwestrüch (Thaustrauch) genannt und an einigen Orten oben auf einem Berge auf einen Strauch gesetzt und unter allgemeinem Freudengeschrei bis unten ins Thal durch den Thau gezogen; wer aber zuletzt ankam, wurde Pfingstmocke genannt. Die Pferde des erstern bekamen Kränze von Maien, die des letztern aber von Blumen. Auch wurde alsdann Wettrennen gehalten. – Vor fünf Jahren hörte man noch an einigen Orten den Ruf Pengestmocke und Däwestrüch.


Zu dem Abstecken der Pfingstweide vgl. Norddeutsche Gebräuche, Nr. 53-56. Wer in Schwaben den letzten Schnitt beim Kornschneiden thut, heißt der Mockel; Meier, Gebräuche, Nr. 151, 152. Denselben Namen führt auch der Busch aus Aehren und Maien; ebendas., Nr. 149, 152. Auch der beim Dreschen den letzten Schlag thut, heißt der Mockel, Meier, Gebräuche, Nr. 162, wo auch bemerkt ist, daß mock, mockele Kuh bedeute; vgl. Schmidt, Schwäb. Idiotikon. Ueber das Abstreifen und Sammeln des heilkräftigen Mai- und Pfingstthaus vgl. noch Norddeutsche Gebräuche, Anm. zu Nr. 53, und Lyncker, Nr. 329. »Dem Waßer des Pfingstborns schrieb man besondere Heilkraft zu. Ebenso sammelte man am ersten Pfingsttag den Maithau auf der Pfingstwiese, trank denselben und wusch sich damit, weil man auch diesem heilende Wirkung zuschrieb.« Das Alter der Sitte geht auch aus der Lex. Alam., 65, 31, hervor, wo es heißt:»Si quis in geniculo transpunctus fuerit aut plagatus, ita ut claudus permaneat, ut pes ejus ros (i.e. rorem) tangat, quod Alamanni ›tautragil‹ dicunt« u.s.w., wozu man noch Grimm, Mythologie, S. 1026, vergleiche, wodaustriker als Schelte der Hexen angeführt wird; sie sind an großen, plumpen Füßen kennbar, mit denen sie den Thau von fremden Wiesen auf ihre eigenen tragen.

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