2.

Mündlich aus Goslar und Tilleda.


Mal fängt bei einer Hochzeit auf einem Dorfe in der Nähe des Kyffhäuser's der Wein an zu fehlen, da sagt der Brautvater zu dem Mädchen: »Geh hin und hole noch Wein;« als sie nun fragt, woher sie ihn holen solle, sagt er: »Nun, du dummes Mädchen, woher sonst, als vom Kyffhäuser.« Da geht sie hinauf und als sie oben ankommt, sitzt am offenen Berge eine ganz weiße Mademoiselle (andere sagen, des Kaisers Ausgeberin), die fragt nach ihrem Begehr; als sie ihr das sagt, spricht sie, sie solle nur mitkommen, und geht mit ihr in den Berg. Als sie da nun eintritt, sieht sie sich in einem großen Raum, in dem stehen zahllose Pferde, die scharren und raßeln mit den Ketten, daß es einen gewaltigen Lärm gibt, und in den Krippen ist kein Heu, sondern es sind große Dornwasen aufgesteckt, von denen freßen sie. Weiter hin aber sitzt ein steinalter Mann, mit langem weißen Bart, der ist durch den Tisch gewachsen, und an den Wänden herum liegt der Wein in großen Fäßern aufgespeichert; davon füllt die Mademoiselle ihr den Krug und führt sie dann wieder hinaus. Draußen aber hat sie ihr gesagt, sie solle nicht wiederkommen; als sie aber heimgekommen ist, da ist's der herlichste Wein gewesen, den man jemals gekostet, und ob's gleich nur ein Krug gewesen, so hat der Wein darin doch gar nicht abnehmen wollen.

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