141. Grausamkeit bestraft.

Mündlich von einem Schäfer.


Vor alter Zeit wohnte auf der Wolfsburg, Wulseburg nennt man sie in der Gegend, ein Herr von Bartensleven, der war ein gar grausamer Mann. So war er auch einst in den Krieg gezogen und nahm eine Stadt ein, und da wüthete er so, daß er sogar die Kinder in der Wiege ermordete und eins derselben mit seinem Spieße durchbohrte, es zur Erde warf und rief: »da liege du, bis dich die Würmer freßen.« Aber solche Unmenschlichkeit ist ihm übel bekommen, denn kaum war er aus dem Kriege heimgekehrt, so haben die Würmer begonnen ihn bei lebendigem Leibe aufzufreßen, so daß er jämmerlich hat umkommen müßen. Wie aber sein Ende herangenaht, da ist er in sich gegangen und hat zur Buße seiner Sünden noch eine Stiftung gemacht, daß alle Jahr am Johannistage die Armen der ganzen Umgegend, Hirten und solcher Leute mehr reichliche Spenden erhalten sollten, und das geschieht noch bis auf diesen Tag. Zwar war einmal ein Verwalter, der gerne das Geld, weil es so viel war, für sich selbst behalten hätte und es darum, als der Tag herannahte, nicht auszahlte, aber dem ist es schlecht bekommen. Denn kaum saß er am Mittag bei Tische, so erhob sich auf einmal ein fürchterliches Gepolter und Thürwerfen und kam ins Zimmer, packte den [123] Verwalter und warf ihn bald in diese, bald in jene Ecke, bis es endlich verschwand. Das ist der Geist des Herrn von Bartensleven gewesen, und es ist keinem Verwalter wieder eingefallen, das Geld zurückzubehalten.

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