150. Die Burg bei Krenzlin.
Mündlich.
Hart vor dem Dorfe Krenzlin, wenn man von Neu-Ruppin kommt, liegt eine unbedeutende Anhöhe, welche der Räuberberg heißt; sie ist mit einem halb verschütteten Graben umgeben und das Erdreich zeigt in den in und auf demselben liegenden Mauerresten, daß hier vor Zeiten einmal das Feuer gewüthet haben müsse. Hier soll ehmals ein Herr von Fratz, der ein gefürchteter Räuber war, seine Burg gehabt und die vorbeiführende Landstraße gar unsicher gemacht haben; denn, damit er auch des Nachts von der Vorüberkunft der Reisenden benachrichtigt werde, hatte er unter einer Brücke, welche über einen die Straße kreuzenden Graben führte, einen Draht befestigt, der zu einer Glocke in der Burg führte, welche bei dem leisesten Tritt auf der Brücke tönte. Kam nun einer des Weges, so stürzte er hervor und plünderte ihn. So hatte er das Ding eine Zeit lang getrieben, als es dem Grafen von Ruppin doch endlich zu arg wurde, und er ihm drohte, daß er seine Burg anzünden würde, wenn er sich nicht bald bekehre. Aber er ließ sich das wenig kümmern und raubte nach wie vor. Da paßte der Graf einst den günstigen [158] Augenblick ab, wo Fratz grade in Ruppin war, und schickte seine Reisigen nach Krenzlin; diese erstiegen rasch die Burg und steckten sie in Brand. Als nun die Flammen hoch emporloderten, soll der Graf ihn auf einen Thurm geführt und von dort ihm seine brennende Burg gezeigt haben, zugleich drohend, so würde es Allen ergehen, die ruhige Wanderer ihrer Habe beraubten.