Pfingsten.

Mannichfaltig sind die Gebräuche, die in den verschiedenen Theilen der Mark am Pfingstfeste herrschen, indeß tragen sie doch alle übereinstimmend den Charakter [314] der Heiterkeit und Fröhlichkeit, welche die Natur in ihrer frisch sich entwickelnden Fülle zu dieser Zeit nothwendig im Gemüthe des einfachen Menschen hervorrufen muß. Freilich haben diese Feste seit wenigen Jahren sehr abgenommen und nur dürftige Reste der alten Gebräuche sind oft zurückgeblieben, aber das allgemeinste Zeichen der Freude über das Wiedererwachen der Natur ist doch allen geblieben; die Häuser werden außen und innen mit dem duftigen, schimmernden Laub der frischen Maien geschmückt, die Wege werden damit und mit Kalmus und Blumen bestreut, überhaupt alles in das Gewand des Frühlings gekleidet. In dieser Weise begeht man das Pfingstfest namentlich in der Mittelmark, aber auch in andern Theilen der Mark findet es sich so, wo eigenthümlichere Gebräuche verschwunden sind. Solche sind die folgenden.

In mehreren Dörfern nördlich von dem Flecken Beezendorf in der Altmark war es noch vor mehreren Jahren Sitte, daß die Knechte und Pferde- und Ochsenjungen mit Gesang am Pfingstfest auf den Höfen umherzogen und den Bauern aus Birkenzweigen und Blumen gefertigte Maikronen brachten, die man in den Häusern aufhing und dann bis zum folgenden Jahre hängen ließ.

Mündlich.


Jungen und Mägde treiben am Pfingstmorgen Pferde und Kühe zum ersten Male auf die Brachweide, und jeder wetteifert, der erste dort zu sein. Das Thier des Siegers wird in der Altmark, namentlich in Ahlum, [315] Rohrberg, Lagendorf mit der sogenannten Dausleipe geschmückt, d.h. an den Schwanz der Kuh oder des Pferdes wird ein Maienbusch gebunden; wessen Thier dagegen das letzte ist, der sieht sich dem Spott und Gelächter der übrigen ausgesetzt; es wird draußen mit Tannenreisern, allerlei Grün und Feldblumen ausgeputzt, und heißt die bunte Kuh oder das bunte Pferd. Im letzteren Falle bekommt der Pferdejunge den Namen Pingstkääm, oder an andern Orten sowohl in der Altmark als auch in der Prignitz bei Lenzen, wo die Sitte ebenfalls sich findet, Pingstkäärel. Auch in Havelberg herrschte sonst bei dem Austreiben der Kühe derselbe Gebrauch, aber hier wurde die erste Kuh Abends beim Heimtreiben mit einer Blumenkrone geschmückt, und die letzte bekam die Dausleipe, jetzt findet nur noch das letzte Statt. Auch in der Mittelmark finden sich noch Spuren davon, nämlich in Neustadt E.W. und Fürstenwalde bekommt die zuletzt ausgetriebene Kuh ebenfalls einen Kranz, und bei den Mägden gilt dies als große Schande; wen es trifft, der muß Strafe an den Hirten zahlen. – Eine besondre Eigenthümlichkeit haben in diesem Gebrauche noch die ehemaligen Wendendörfer bei Salzwedel bewahrt, und sie findet sich namentlich zu Seeben. Knechte und Mägde bilden nämlich von Tannenzweigen, Stroh und Heu eine große Puppe und geben ihr soviel als möglich menschliche Gestalt. Reich mit Feldblumen bekränzt wird die Puppe in aufrecht sitzender Stellung durch allerlei Mittel auf der sogenannten bunten Kuh, die zuletzt hinausgetrieben [316] ist, befestigt und ihr zuletzt eine aus Ellernholz geschnitzte Pfeife in den Mund gesteckt. So führt man die Kuh ins Dorf, in dem, wie in der Regel bei den Dörfern slavischen Ursprungs, der Eingang nur auf einer Seite ist und die Höfe im Kreise liegen. Der Ausgang wird versperrt und ebenso die Zugänge zu allen Höfen, und ein jeder jagt das Thier von seinem Hause fort, bis endlich die Puppe herabfällt oder in Stücke geht, und der Eigenthümer der Kuh ihr den Stall öffnet.

Mündlich.

Dritter Jahresbericht des altm. Vereins S. 86. 87.


In einigen Dörfern der Altmark ist der Name für den, dessen Pferd zuerst zur Weide kömmt, auchThauschlepper, und der sein Pferd zuletzt hinaustreibende Pferdejunge wird zum bunten Jungen gemacht, indem er vom Kopf bis zu den Füßen mit Feldblumen behangen wird. Am Mittag wird dann der bunte Junge im Dorfe von Hof zu Hof geführt und der Thauschlepper spricht folgende Reime:


Wie bringen enen bunten Jungen jnt Hus,

Wer em sehn will, de kohm herrut;

De Blomen hebben wi vör uns geplückt,

Do hebben wi em met utgeschmückt;

Un hödden wi uns noch eher bedacht,

So hödden wi em noch bäter gemakt;

Söß Eier, söß Dreier, 'n Stück Speck,

So gahn wi gliks wedder weg.

Zum Schluß erhalten die Jungen ein Geschenk.

Dritter Jahresbericht d. altm. V. S. 87.


[317] An andern Orten der Altmark geht zu Pfingsten die sogenannte Bammel herum, welche man auch hie und da den Pingstkääm nennt; sie besteht in einer langen mit Blumen und Bändern geschmückten Stange, die von einem der größeren Bursche getragen wird; die übrigen ziehen mit und sammeln Eier ein. Anderwärts tritt zugleich mit diesen ein in Laub und Blumen gehüllter Knabe auf, und dann führt dieser den Namen Pingstkääm 1. Zuweilen wird er auch noch von zwei andern geführt, welche die Hundebrösel heißen. So zieht man herum und singt:


Godn Dag int Hus,

Glück int Hus,

Unglück tom Gäwel herut.

In 'n Jahr hebbn 'w nich west,

In 'n Jahr kam 'w nich wär,

'n half Schock Eier,

'n half Schock Pingstkeesen,

Un da noch 'n Gröschner watt Geld to,

Halleluja!


De Klümp sind goar;

Wi krey'n enn Paar,

De wer'n nich goar!

Hoch in de Höcht,

Da hang'n de lange Wöst,

Geft uns de langen

Unn lat't de korten hangen

Bett anner Joar um düß Tidt

Denn wull'n wi de korten nahaln.


[318]

Wi hebben düt Joar 'n lütken Pingstkerm

Müdd'n uns goot wat to Hülp gewen

Datt he anner Joar gröter wertt.

Pingstkerm,

Schlack um'n Därm,

Strohwiep,

Eierkiep,

Geft uns en Stück Speck,

Denn goan wi glicks wedder weg.


In dieser Weise findet sich der Gebrauch z.B. in Mellin, Diesdorf und Lagendorf. Ganz ähnlich (ob auch mit einem dabei gesungenen Liede?) zieht in einzelnen Theilen der Mittelmark, z.B. in Markgraf-Pieske, zu derselben Zeit das Kaudernest umher, ein in Laub und Blumen gehüllter Knabe.

Mündlich.

Dritter Jahresbericht des altm. V. S. 87. 88.


In den Dörfern am Drömling, z.B. in Neu-Ferchau und Köbbelitz, ziehen die Jungen mit dem Pingstkääm, die Mädchen mit der Maibruut herum und sammeln Gaben ein. Die Jungen singen:


Goden Dag, goden Dag int Huus,

Unglück tom Gääwel heruut!

Ach Modder, wi wünschen enen goden Dag,

Weh weh goden Flaß!

Im Felde

Då steht Melde,

Då steht Wippelkruut!

Wat is denn då woll drinne?

De Hån unn de Hinne.

[319]

De Hån, dee hackt de Botter uut,

De Deerens, dee waschen de Schötteln uut,

Den witten Kropp,

Den schwarten Kropp,

Dat Ploograd.

Geft uns in Pingsten ook wat!

Ach du hillige Maier,

Geft uns en Pår Schock Eier!

Ach du hillige Mäse,

Geft uns en Pår Schock Käse!

Kee roo hii!

Die Mädchen singen:

Hallu tu tuut,

Unn dat is gut,

Dat is unse Maiebruut!

Gäwen se watt,

Hett se watt,

So hett se 't ganze Jår watt!

Gäwen se nist,

So hett se nist,

So hett se 't ganze Jår nist!

Dannei, Dannei!

Gäwen se uns de fuule Eier,

Smiiten wii s'n Jungn vöörn Kopp entwei,

Gäwen se uns de goo'n,

So hebben se Goddes Lohn! 2


[320] Noch ausgebildeter ist der Gebrauch in den Dörfern am Südrande des Drömlings, namentlich in Wassensdorf und Weddendorf. Am weißen Sonntag (14 Tage vor Ostern) ziehn die Hirtenjungen mit weißen Stöcken hinaus auf die Weide und stecken mit diesen einen Fleck ab, auf welchen dann niemand bis zum Pfingstfest sein Vieh treiben darf. Nachdem dies geschehn ist, nennen die kleineren den größeren ihre Braut, und keiner darf den ihm gesagten Namen verrathen; thut's einer, so muß er ein Maaß Branntwein zur Strafe geben. Darauf ziehn sie ins Dorf und sammeln Gaben ein, welche sie nachher draußen auf der Weide verzehren. Zu Pfingsten wird endlich die abgesteckte Weide wieder frei, und jeder darf auch die ihm genannte Braut nennen.

Am zweiten Pfingsttage wird einer von den Jungen verkleidet und zwar so, daß ihm zwei Weiberröcke umgegeben werden, deren einer ihm über den Kopf genommen und zugebunden wird. Dann wird er in Maien eingehüllt, und man hängt ihm Blumenkränze um Hals [321] und Arme und setzt ihm eine Blumenkrone aufs Haupt. Dieser heißt der Füstge Mai. Mit ihm ziehen die Jungen von Haus zu Haus und singen:


Goden Dag, Goden Dag,

Wat gebet jüch (ihr) den Füstge Mai,

Den Füstge Mai, den Schåkel, den Schåkel?

Gebet jüch üsch (uns) Schock Eier nist,

So wehren wii Wischen und Koren (Korn) nist.

Båben in der Firste

Haenget die langen Würste,

Gebet üsch die langen,

Låt't die korten hangen,

Änner Jår um distiit

Willen wii vullens nåhålen.

Gebet ju üsch en Stück van Kauken (Kuchen)

Då künnt (können) wii bråv nå raupen (rufen),

Gebet ju üsch en Stück van Schinken,

Då künnt wii bråv nå drinken,

Gebet ju üsch en Stück van Speck,

Då willen wii bråv nå wecken. Halloho!


Mit den Jungen zugleich ziehen die Mädchen herum und führen die Maibraut umher, welche wie eine Braut mit Bändern geschmückt ist, und namentlich das hinten bis zur Erde herunterhangende Brautband trägt; auf dem Kopfe hat sie einen großen Blumenstrauß. Sie singt:


Maibruut, Maibruut!

Watt gebet ju de kleine Maibruut?

Gebet ju watt,

So hett se watt,

[322]

So hett se 't ganze Jår watt!

Gebet ju nist,

So hett se nist,

So hett se 't ganze Jår nist!

Klopfe, klopfe Ringelken,

Wii sinn en Pår arme Kinnerken!

Teit (zieht) en Snaur üm dat Huus,

Tritt 'ne kleine Junfer ruut!

Tram, tram, tricken,

Uf mein Mitken,

Uf mein Blut!


Darauf wird die Kleine weiter geführt, andre bleiben aber noch da, sagen: »half Schock Eier, en Pund Botter, en half Schock ollen Kaese, en Botterkaukenstücke, en halben Gulden Geld!« und gehn nicht eher von der Stelle, als sie etwas erhalten haben.

Mündlich.


An den ersten Theil des eben beschriebenen Gebrauchs schließt sich derjenige an, welcher auf dem Kalbeschen Werder herrscht. Am Charfreitage oder ersten Ostertage ziehen die Jungen aus, um das Haigras (technischer Ausdruck für die Brachweide) auszustecken. Die neuen Jungen, d.h. diejenigen, welche im laufenden Jahre zum ersten Male die Pferde hüten, und die, welche von außen her zuerst im Dorfe als Jungen auftreten, müssen Knochen herbeischaffen. Andre holen eine Tanne. Letzterer werden die Zweige nur theilweise genommen, so daß von jedem Zweige ein Theil, etwa bis zur Länge eines Fußes, am Stamme bleibt. Der älteste und stärkste [323] Junge wählt dann einen Hügel in der Nähe der Pfingstweide, pflanzt die Tanne auf und besteckt die Aeste mit den gesammelten Knochen. Die Spitze des Baums ziert ein Pferdeschädel. Der so geschmückte Baum heißt der Knochengalgen. Hierauf beginnt der Königslauf. Alle Jungen stellen sich in eine Reihe, der größte und stärkste giebt das Zeichen zum Ablaufe. Wer der letzte am Ziel ist, heißt »der lahme Zimmermann«, der erste »König«. Dem lahmen Zimmermann wird darauf ein Bein mit Schienen und Bast umwickelt, als wäre ihm ein Bein gebrochen, er erhält einen großen Stab in die Hand, um sich darauf zu stützen, und die ganze Jugend führt ihn nun ins Dorf, wo man mit folgendem Spruch von Hof zu Hof geht:


Wi hemm' Haigras uthstecken, Timmermann hat sick Hals unn Been terbråken; wulln sehn, as uns woll 'n half Schock Eier wulln gewen.


Sie erhalten dann einige Eier; die gesammelten werden im Kruge zu einem Kuchen verbacken und von den neuen Jungen muß jeder einen Groschen sogenanntes Zaumgeld geben, wofür Getränk gekauft wird.

Dritter Jahresbericht des altm. V. S. 88. 89.


In den sogenannten Zwölfdörfern (wendischen Ursprungs, nördlich von Salzwedel), sowie in der Gegend von Lenzen (namentlich in Mohr und Krinitz), von Perleberg bis weit ins Mecklenburgsche hinein, aber auch südlicher, z.B. in Jederitz im Havellande (eine Meile von Havelberg) versammeln sich am zweiten Pfingsttage die Knechte zu Pferde vor dem Dorfe, und es findet [324] ein zweimaliges Wettreiten nach einem an einer Stange aufgehängten, reich mit Bändern geschmückten Kranz statt; wer beide Male den Kranz herunterreißt, wird König. Man krönt ihn, er erhält als Preis ein seidenes Tuch, das die Mägde gekauft haben, und wird jubelnd ins Dorf geführt, wo dann getanzt und getrunken wird. 3

Mündlich.


[325] In Nieder-Finow und Liepe bei Neustadt E.W. ziehen die Knechte am zweiten Pfingsttage mit einem Gänseaar, der auf ein Kreuz, das man an einer langen Stange befestigt, genagelt ist, umher, indem sie Eier, Schinken und dergleichen mehr in einem Liede für sich erbitten. Sie ziehn auch auf andern Dörfern umher, weil obige Adlerart sich allein in den bei letztgenanntem Orte gelegenen Eichen- und Buchwaldungen findet.

Mündlich.


Am zweiten und dritten Pfingstfeiertage wird in der Altmark in allen Dörfern getanzt und das Pfingstbier getrunken. Nur das junge Volk nimmt hieran Theil. Die Knechte und Jungen bezahlen das Bier, die Mädchen dagegen die Musik. Am Abend des zweiten Pfingsttages wird jedes Mädchen mit Musik nach Hause gebracht. Am andern Morgen beginnt der Tanz [326] sofort wieder; gegen Mittag ziehen Tänzer und Tänzerinnen von Hofe zu Hofe. Mehrere junge Vursche haben sich verkleidet, in der Regel mit Weiberkleidern, und einer trägt einen großen gefüllten Bierkrug. Dieser wird jedem Hofwirthe und seiner Frau gereicht, die daraus trinken müssen; dann wird einige Minuten auf der Tenne getanzt. Während der Zeit beschenkt die Hofwirthin die jungen Leute mit Eiern, Speck und Würsten. Die eingesammelten Gaben werden dann im Kruge verzehrt. Daher heißt es auf dem Lande:


Pingsten springn de Deerens as Hingsten

Un de Jungens as Håberböck.


Am folgenden Morgen wird wegen Ermüdung des Volks nur eine leichte Arbeit, besonders Flachswieten, vorgenommen.

Dritter Jahresbericht des altm. Vereins S. 90.


Die Ausschmückung des Pferdes, das am ersten Pfingsttage zuerst und zuletzt auf die Weide kommt, hat in einigen Dörfern in der Nähe von Beezendorf, namentlich zu Hohenlangenbeck, einen andern Character angenommen und ist auf eine andre Zeit verlegt worden. Früher herrschte auch hier der Gebrauch, wie er oben geschildert wurde, jetzt ist er folgendermaßen verändert. An einem Sonntage nämlich, wenn die Roggenblume, die Rade und der Mohn in Blüthe stehen, wird von den Jungen ein dazu passendes Pferd ausgewählt und mit Kränzen allerlei Art ausgeschmückt. Auf dem Kopfe des Pferdes wird ein mit den schönsten Blumen reich umwundener dreispaltiger Stock angebracht. [327] Sämmtliche Kränze sind mit Bändern geschmückt, die von den Mädchen des Dorfes geliefert werden. Ist das Pferd gehörig geschmückt, so wird ein Pferdejunge auserwählt, der es besteigt. Jedem steht es jedoch frei, diese Ehre abzulehnen, da die ihm zuertheilte Rolle nicht leicht zu spielen ist. Wer die Rolle übernimmt, wird dann reichlich mit Blumenguirlanden geschmückt und erhält als Kopfbekleidung eine aus Binsen geflochtene Mütze. Ist er zu Pferde gestiegen, so geht der Zug langsam vor sich. Jeder Junge reißt die ihm zweckdienlich scheinenden Possen, damit der Reiter lache. Dies zu bewirken, ist die ganze Tendenz des Spiels. Gelingt es der Gesellschaft, den Reiter zum Lachen zu bringen, so hat er verloren und ist verpflichtet, jedem Mitspieler drei Peitschenschnüre zu geben; bleibt er während der ganzen Zeit ernst, so erhält er dieselben. Der Zug geht von der Pfingstweide nach dem Dorfe, in demselben dreimal um die Kirche und dann reitet der Junge das bunte Pferd nach dem Hofe, wohin es gehört. Unterdeß haben sich hier schon sämmtliche Mädchen des Dorfs versammelt, um ihre geliehenen Bänder zurück zu nehmen. Ist das Pferd seines Schmucks wieder entkleidet, so zieht die ganze Schaar von Hofe zu Hofe, Gaben werden eingesammelt und nachher im Kruge verzehrt.

Dritter Jahresbericht des altm. Vereins S. 89. 90.


An die oben beschriebenen Pfingstgebräuche schließen sich zwei andere aus älterer Zeit an, deren Zeit aber vor das Pfingstfest fällt, nämlich das Pimpinellengraben und der Umzug um die Kornfelder. – An einigen [328] Orten war es ehmals Gebrauch bei der Schuljugend, daß sie am Himmelfahrtstage auszog, Pimpinellen oder Bibenellen (Pimpinella saxifraga altera) zu suchen und mit der Wurzel auszugraben, dann aber denjenigen unter sich zum König zu machen, welcher die größeste Wurzel hervorbrachte. Für diese Ehre mußte er seinen Kameraden, auch wohl den Lehrern, einen Schmaus geben. Später ist es wegen mancherlei Ungebührlichkeiten, die dabei statt gefunden, abgeschafft worden; viele Berge in der Mark tragen aber davon noch den Namen der Pimpinellenberge; so ist namentlich einer bei Königsberg i.d.N. (vgl. Kehrberg hist. chron. Abriß der Stadt Königsberg S. 14), ein andrer bei Reppen.

Die andre Sitte bestand darin, daß Pfarrer, Lehrer und Schüler am ersten Mai um die Saatfelder gingen, dabei sangen und beteten, um so reichen Erntesegen zu erlangen. Dafür erhielten die letztern an diesem Tage eine Mahlzeit, die Pfarrer im Magdeburgischen aber bei der Ernte das sogenannte Segenkorn, einen Theil des abgebrachten Getraides.

Beckmann Beschreib. d.M.B. Th. III. S. 719. Frisch lat. deutsches Wörterbuch s.v. Maytag und Segenkorn.

Fußnoten

1 wird auch Pingstkäärm, – käärn und – käärel gesprochen.

2 In Neu-Ferchau lauten die Lieder etwas anders; nämlich das der Jungen: Hei Junfer Flaß – då steht Melde – dee Hån unn de Hööner – dee Hån, dee hackt de Botter aff – de Deerens, dee waschen de Schötteln aff – Kee roo hii! – Geft uns en Pår Schock Eier – Is de Melk soet – Is de Melk suur – De Grautmagd is ne Huur! – Die Mädchen singen wie oben bis »so hatt se 't ganze Jår watt!« Dann folgt wie in den andern Liedern »båben in der Firste – Hangen die langen Würste, – Geft uns de langen – Unn låt't de korten hangen – Bett up dat Jår – Bett up dat Jår – Denn willn wii de korten nåhålen – Tein Eier, tein Eier – Mütt jeder uns gäwen – Süst sall uns' swart Hån – Ju bunt Hoon nich mehr treeden!«

3 Ein solches Wettreiten findet auch tief in Sachsen und Thüringen hinein statt, z.B. in Calbe a.d.S., wo ein Hut, und in Asendorf bei Schaafstedt, wo ein Maienbusch im Felde aufgesteckt, und wer ihn mit seinem Pferde zuerst erreicht, als Maikönig ins Dorf zurückgeführt wird. Ehe dies Wettreiten jedoch statt findet, holt man eine Tanne und eine Birke aus dem Walde, die im Dorfe aufgepflanzt werden, und entweder bis Kleinpfingsten, d.i. bis Sonntag nach Pfingsten, oder bis zum Johannistage, stehen bleiben, worauf sie dann unter allgemeinem Jubel umgehauen werden. In dieser Weise habe ich den Gebrauch bis zum Thüringer Walde gefunden. – In Elgersburg bei Ilmenau haben die Kinder dabei noch eine besondre Sitte. Mitten im Flecken wird am ersten Pfingsttage eine Tanne, die man in feierlicher Procession holt, unter Musikbegleitung aufgerichtet. Nur oben an der Spitze läßt man einen kleinen Nadelbusch stehen, und befestigt darunter einen großen Blumenkranz. Unter diesem Baum wird den Kindern am zweiten Pfingsttage ein Fest gegeben, wobei es wieder Musik und Tanz giebt. Zugleich haben sie hierbei ein eignes Spiel. Im großen Kreis tanzen sie angefaßt um den Baum; zwei von ihnen drehen sich, mit einer Hand denselben fassend, um denselben, bald rechts, bald links, bis das eine das andre wegstößt; dies treibt dann wieder eins aus dem Kreise zum Baume, und der beschriebene Vorgang wiederholt sich; dabei singen sie das folgende offenbar verstümmelte Lied:

Der Ssummer, der Ssummer ist ane scheene Zait,

Doß mer ßullen lustig ßain ålle chunge Lait!

Sehen 's åll aaf miich,

Und thuen 's åll aaf miich

Hier in dieser Laidenpain

Die scheene chunge Laite ßain

Und thuen 's åll aaf miich.

Dreh diich mål ümm und noch emål ümm und wieder mål rümm!

Ich håb mai Schåtz verloren

Es liegt aaf dar Brücke

Ssoll iich in dar Ferne stehn

An der scheenen Linden,

Sie håt so scheene Klaider aan

Ssoll iich desto lieber haan

Zu tanzen zu tanzen,

Dos wår wos

Iich håbe wos gegessen und waiß nit wos,

Schnitzchenklos und Quetschchen, dos wår wos.

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