359.
In der Woche vorm Christfeste bis zum neuen Jahre, wol auch noch einige Zeit nachher, durchzogen Knaben vom Astenberg, je drei zusammen, die hiesige Gegend, als die drei Weisen aus dem Morgenlande erscheinend. Sie hatten weiße Hemden übergezogen, ihre Hüte mit weißem Papier, das roth punktirt war, überzogen und trugen lange Stäbe. An einem derselben war ein beweglicher Stern angebracht, der beim Singen stets umgedreht wurde. Einer der drei hatte sich das Gesicht geschwärzt. So umherziehend sammelten sie Gaben ein, Mehl, Brot, Wurst und Fleisch. Die gesammelten [116] Gaben brachten sie zu ihren dürftigen Verwandten nach Hause, wo sie dann gemeinschaftlich verzehrt wurden. Den Inhalt ihrer Lieder kann ich mit aller Mühe nicht erfahren; als Kind von zehn Jahren habe ich die letzten gesehen und erinnere mich noch, daß sie vom Morgenlande und Sorgenlande, vom Herodes u.s.w. sangen, daß dann Glückwünsche folgten, namentlich für den Hausvater ein goldener Tisch, auf jeder Ecke ein gebratener Fisch, für die Hausmutter ein goldener Ring und übers Jahr ein kleines Kind; der Tochter ein Lamm und ein Bräutigam, u.s.w. Mittheilung des Lehrers Kuhn in Hemschlar.
Vgl. Märkische Sagen, Nr. 347 fg. Meier, Gebräuche, Nr. 231. Pröhle, Harzbilder, S. 49.