[297] Erklärung deß Titelbilds
Die Liebe/ nicht der Knab/ der lange Zeit verkürtzet/
dem Blinden weist den Weg/ und seine Folger stürtzet
in Sünd und Höllenpful/ ich sage/ Gottes Lieb'
hatt' in dem harten Hertz deß Menscher schwachen Trieb.
Die hönigsüssen Wort/ die wunderreichen Lehren
vermochten nicht das Hertz zu weichen und zu kehren.
Der Hammer deß Gesetz führt einen starcken Schlag/
doch blieb' es unverruckt in steter Sündenplag'.
Als diese Himmelslieb erstaunt/ nichts unterlassen/
das diamantne Hertz auf manche Weis zu fassen/
hat sie das wilde Fleisch in Drechsel eingespannt/
und von der bösen Welt zu seinem Gott gewandt.
Das Creutz/ Rohr/ Nägel/ Band/ die Geissel/ Seul und Ruten
dient zu der Drechselbank/ und macht das Hertze bluten/
das Creutz treibt/ dz das Rohr sich an den Bandẽ schwingt/
und daß der scharffe Speer tieff in das Hertze dringt.
Was irrig/ irdisch ist/ muß auf die Erde fallen/
was geist- und himmlisch ist/ gefället Gott vor allen.
Der wolgespitzte Speer geht durch das harte Hertz/
er bringt in Schmertzen Freud' unn in der Freude Schmertz.
Er läst die Vberschrifft deß Creutzes so bemerket/
daß es behäglich wird I.N.R.I.tz und Hitz gestärket.
In Iesus Namen Ritz Ist unser Wunden heil/
Er ist deß Glaubens Grund und unser Stärke Seul'.
Er ist/ der uns betrübt/ und unsre Hertzen prüft/
auf uns sein theures Blut auß grosser Liebe trieft.
Gib Jesu/ daß mein Hertzstets denk an deine Pein/
so wird mir alles Leid voll Freud' erträglich seyn!