14. Auf meinen seligen Vater 1
Noch meinen Schmerz durch Dichterkunst zu zeigen
Weyh' ich dies Lied, dir, liebster Vater, nicht:
Nichts drückt ihn aus, als ein betäubtes Schweigen,
Das manchmal nur ein banges Ach! durchbricht:
Und wenn man dich durch unerkauft Bedauern
Nah' und entfernt, bey deinem Abschied ehrt,
So braucht es nicht, daß eines Sohnes Trauern
Erst deinen Ruhm der Welt verdächtig lehrt.
[60]Nur wünsch' ich noch, weil ich dich muß entbehren,
Daß nie in mir dein lebhaft Bild vergeht:
Das kann mir noch ein Theil von dir gewähren,
Wenn es vor mir, der Tugend Antrieb, steht.
So hab' ich sonst, o Vater, dich zu kränken
Nur deinen Schmerz, nie deinen Zorn gescheut:
So wirk' in mir dein rührend Angedenken,
Als würd' ich noch durch deine Huld erfreut.
Mehr hat als du mit Müh und scharfem Blicke
Für seinen Sohn kein Vater noch gewacht;
Noch hab' ich nie aus Sorgfalt für mein Glücke
Den Wunsch um dich der Vorsicht dargebracht,
Du hießest mich, durch Beyspiel und durch Lehren
Nur Dem vertraun, den Alles Vater nennt,
In dem wir noch den treusten Beystand ehren,
Wenn Aeltern fliehn, wenn uns kein Freund mehr kennt.
Nur deiner Huld ein dankbar Herz zu zeigen,
Durch meinen Werth den deinen zu erhöhn,
Und, würde mir ein mäßig Glück zu eigen,
Dich, mehr als mich dadurch erfreut zu sehn,
Das wünscht' ich dir! das solltest du erleben!
Und Lebenssatt! - wie dacht ich doch so klein!
Was für ein Wunsch! dir dieses Glück zu geben,
War das wohl werth im Himmel spät zu seyn?
Doch Er, dein Gott, an welchen stets zu denken
Du dich bestrebt, und deinen Sohn gelehrt,
Der stärke mich, dir eine Lust zu schenken,
Die Engel rührt und Ewigkeiten währt.
Du sollst mich sehn, am größten von den Tagen,
Wo sich vereint das Volk der Erden schaut,
Und sollst getrost zu unserm Richter sagen:
Hier bin ich, Herr! und den du mir vertraut.