Versuch eines Gesanges zur Geburtsfeier Sr. Excellenz des Königlich Preußischen Kabinets-Ministers Grafen von Hertzberg

Den 2. September 1788.


Horcht immerhin auf Siegesboten-Ton
Ihr Barden des berühmten Praters!
Ihr harret lange, lange schon
Auf Thaten eures Völkervaters,
Und rüstet euch zu hoher Ode Flug –
Ich singe nicht den Kaiserzug;
Was kümmert mich die Kriegesflotte,
Wohin sie ihren Donner trug –
Ich singe Dank dem höchsten Gotte
Für die Geburt des Ersten Königlichen Raths
Zu Kriegs- und Friedenszenen!
[241]
Er blickt umher und merkt aufs Wohl des Staats,
Sein forschend Auge sieht von weiten
Am Horizont der Monarchien
Gewitterwölkchen, eh sie sich zusammenziehn.
Er weiß vorher zu überdenken,
Wohin sich ihre Blitze lenken
Weiß, ob sie abzuleiten sind,
Wenn ein Orcan, ein Wirbelwind
Die Wetterwolken näher brächte –
Ich aber fühle nur, wie gern
Mein Lied die Weisheit singen möchte,
Die in ihm glänzet wie ein Stern
Am Himmel dunkler Nächte.
Wär ich noch dreißig Sommer fern
Von der Matronenstufe,
Hätt' ich mein zwölftes Lustrum nicht
Schon überlebt noch vor dem Rufe,
Dem Friedrich folgte zu der Stufe
Des Throns in Gottes Sonnenlicht:
Dann wollt ich einen Hymnus singen
Voll Jugend und voll Wonnegluth
Der Weisheit Herzbergs, und dem Muth,
Der besser kann durch Hindernisse dringen,
Als Cineas und als Mäcen,
Zwo Staatsminister grauer Zeiten –
[242]
Ich bin zu schwach, die Stimme zu erhöhn,
Drum bet' ich nur mit alten Leuten:
Gott! laß den Thron gesichert stehn,
Den Friedrich Wilhelm zum Besitzen,
Befestiget von Friedrichs Hand,
Weit über andre glänzend fand.
Erhalte dieses Thrones Stützen
Fürs Vaterland!
Laß unerschüttert, laß noch lange
Den Pfeiler Herzberg dicht am Fuß des Throns
Besungen werden vom Gesange
Des höchsten Dichtertons!
[243]

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