An Milon

Einfältig machte die Natur
Mein Herz und meine Sinnen;
Beständig lieben kann ich nur,
Und alle mein Beginnen,
Mein Dichten, Trachten, Wunsch und Flehn
Bestehet bloß darinnen
Dich aufzusuchen und zu sehn
Und Deinen Blick zu fühlen.
Ich habe nie daran gedacht
Dir einen Streich zu spielen;
Doch gestern hab ichs fein gemacht,
O laß Dirs nur gestehen:
Die Rose, die ich Dir gebracht
Fing schon an zu vergehen,
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Sie fiel dir endlich aus der Hand.
Du hubst sie auf und bliesest
Den Staub von ihr, und ich empfand,
Was du ihr jetzt erwiesest,
Die Ehre, die ihr ward gethan.
Saß hinter dir mit Lauschen
Scharfaugicht wie ein Falk, und san
Darauf, sie umzutauschen.
Und das gelang mir gar zu gut:
Sie lag vor meinem Blicke
Ganz säuberlich in deinem Huth;
Und mir zum großen Glücke
Sprachst du mit irgend einem Hirt.
Husch fuhr ich zu, und raubte
Die Rose, die mich stärken wird,
Bey schon gesunknem Haupte.
Husch legt ich eine größre hin
Mit unverwelkten Blättern,
Und dankete mit frohem Sinn
Herzinnig allen Göttern,
Daß ich den Streich so klug gespielt,
Nicht ohne Furcht und Beben
Hab ich den süßen Raub erzielt,
Du wirst mirs doch vergeben?
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