Ueber die Vergleichung

An Nanntchen.


Den 5. Okt. 1779.


Laß Dich bey Leibe nicht vergleichen
Mit meiner Kleinigkeit,
Ich lief nur unter Haselsträuchen
In früher Jugendzeit,
Wenn unter einer Bacchuslaube
Dein zartes Füßchen ging,
Wo Dir die schönste Purpurtraube
Ins Rosenmäulchen hing –
Ich kannte nur die Nachtigallen;
Kein buntes Papchen ließ
Im Hause meinen Namen schallen,
Fürs Futter fein und süß.
Mein Sopha war nur Wiesenerde:
Da schwatzete mein Mund
Mit Blumen und mit meiner Heerde,
Die trieb ich ohne Hund.
Mir horchten auf ein Wort drey Rinder,
Wie Dir Fidelchen Boll,
Ich pflegte meiner Mutter Kinder,
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Wenn Du von Liebe voll
Auf Deinem Schoße Zuckerküchlein
Dem Kläffer gabst, und ihn
Das Maul mit einem seidnen Tüchlein'
Verstopftest, weil es schien,
Daß er Mamachen wecken möchte –
Du warst geboren reich;
Ich bin vom Ackerbaugeschlechte,
Darum ist ein Vergleich
Nie zwischen Dir und mir zu machen.
Du singst dem Mann allein,
Bist groß, kannst über Fürsten lachen;
Ich darf so stolz nicht seyn!
Doch dring ich nicht auf Marmorstufen
An karger Fürsten Ohr:
Der König selber ließ mich rufen
Nach Sanssouci empor,
Ob er gleich nicht das Deutsche liebet;
Und was kann ich davor,
Daß Ferdinand mir Antwort giebet,
Der große Ferdinand!
So vielmal Ihm mein Herz geschrieben,
Von aller Haabsucht rein:
Er muß bey hohen Heldentrieben
So stolz wie Du nicht seyn.
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