[86] Licht und Schatten
– so wäre es vielleicht manchem Schriftsteller vom Anfange des 19. Jahrhunderts in protestantischen Ländern nicht zu verdenken, wenn er sich einen schicklichen und bescheidenen Theil von derjenigen Preßfreiheit wünschte, welche die Päpste zu Anfange des 16. ohne Bedenken allgemein zugestanden haben.
Fichte, Reden an die deutsche Nation
(Berlin 1808.) S. 12.
Freilich, Luthers Zeiten hatten
Schatten mehr, viel mehr als Licht,
Und man ließ der Welt den Schatten,
Doch das Licht verbot man nicht.
Zwar noch heut' ist frei der Schatten,
Aber nicht des Lichtes Schein;
Licht will man uns wohl verstatten,
Doch zum Schattenspiel allein.
Jene finstern Zeiten kannten
Keine – – sche Censur:
Und ihr hellen Protestanten
Rühmt euch geistiger Cultur?!
[87]Lasst doch jedem seinen Schatten,
Und sein Licht verwehrt ihm nicht;
Lasst doch uns auch, was wir hatten,
Unsern Schatten, unser Licht!
Lasst auch uns in unsern Tagen
Ihn den Fürsten finstrer Nacht
Mit dem Dintenfaß verjagen,
Wie es Luther hat gemacht!