Als Flavia wieder gesund worden

C.H.v.H.


Ist diß nicht Flavia? Ihr augen irret ihr?
Schau ich den schönen glantz der sonnen nicht für mir?
Der sonnen/ die der tod mit ungemeinen flecken
Unlängst bemühet war mir neidisch zu verdecken?
Es ist ja Flavia/ o angenehmer tag!
Da ich/ o sonne! dich/ als adler/ schauen mag/
Und meine lichter kan in deinen strahlen weiden.
Verzeihe Flavia/ red' ich zu unbescheiden.
Die freyheit leget mich mit künheits-flügeln an/
Und führet mich zu dem/ was nicht vergehen kan/
Und mich zur asche macht. Ich hoffe bey den sünden
(So lieben irrthum ist) genade noch zu finden.
Wo freundschafft fehler ist/ so heist es schöne schuld/
Ja selbst der himmel hat mit solcher noth gedult.
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Wo lauff ich aber hin? o freundin! meine sinnen
Die klagen/ daß sie sich nicht gnugsam freuen können.
Mein auge trauet ihm itzund fast selber nicht/
Es zweiffelt/ ob der schein/ es zweiffelt ob das licht
Hier recht natürlich sey. Es fürchtet/ daß die kertzen
Der tod hat angesteckt/ zu mehren meine schmertzen:
Als rufft' er mir zum hohn und mehrung meiner noth:
Was vor die liebe that/ das thut itzund der tod.
Nein! Nein! Hier ist kein tod. Der reinen röthe prangen/
Das lebet hier so gut/ als auff Aurorens wangen:
Die rosen/ die itzund auff deinen lippen stehn/
Die währen unverdeckt/ und können nicht vergehn.
Der himmel dem du gleichst/ der giebt dich schöner wieder/
Als er dich von uns riß; Ich schaue deine glieder
(Es kan kein irrthum seyn) umgläntzt mit solcher pracht/
Die mich heist knechtisch seyn/ und dich zur göttin macht.
Geehrte Flavia! Sey lange so zu schauen!
Die freude woll auf dich ihr wohn- und lust-hauß bauen/
Der jugend schöner lentz/ der schönheit sonnenschein/
Der müsse lange zeit dein treuer nachbar seyn.
Dein auge schaue nichts/ als nur gelücke blühen/
Der seegen wolle dich als wolcken überziehen;
Der schönen berge paar/ die schwanen-weisse brust
Sey stets ein libanon von cedern grüner lust.
Bleib lange/ wie du bist/ ein zierrath dieser erden;
Laß deiner haare gold gar langsam silber werden.
Laß langsam schnee und eiß auff deinen rosen seyn/
Es störe ja kein frost dein weisses elffenbein/
Und deinen schönen geist/ der todte kan erwecken/
Den soll die ewigkeit mit ihren flügeln decken.
Genugsam Flavia/ ein zufall stöst mich an/
So mir die feder hemmt/ daß ich nicht schreiben kan.
Doch laß ich dich allhier noch sieben worte lesen:
Die kranckheit Flaviens ist Damons tod gewesen.

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