Römische Sonette

Im Coliseo

Gelinder fließt in dieser Luft das Blut.
Die Seele lernt ihr stürmisch Weh bezähmen,
Des Haftens am Vergänglichen sich schämen,
Wo eine stolze Welt in Trümmern ruht.
Höhnt hier nicht jede Quader: Eintagsbrut,
Willst du dein Zwergen-Ich so wichtig nehmen?
Was ist dein Sehnen, Jauchzen oder Grämen?
Ein Tropfen nur im All der Geisterflut.
Doch während mich umrauscht das ew'ge Fließen
Des uferlosen Meers, in dessen Bette
Spurlos versinkt, was hoch und herrlich war,
Kann wie ein schweres Unheil mich verdrießen
Ein ungefügig Reimwort im Sonette –
O Widerspruch, dein Nam' ist Mensch fürwahr!

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