Ueber die Asche Königsberg's
Ein Trauergesang.
Ich sah! Der Seher bebt, es anzusagen;
Noch ist sein Auge Nacht! – Ist Volk um mich,
Das hör' und heul' den Trümmern Klagen,
Beasch' und bücke sich!
Denn ein Gesicht zur Zeit der Sabbathsstille
Sah ich, entzückt den Blick emporgewandt,
Sah in Abbadon's Wolkenhülle,
Das Feu'rschwert in der Hand;
Sank auf des Sturmes Flügelwagen nieder
Ein Todesengel! und es schrieb sein Stab
(Wie Belsazern, so zittern mir die Glieder!),
Er schrieb zum Flammengrab
Der Königsstadt ein Mene Tekel! »Heute
Jehovah's Wohnungen, seid, Tempel, heut
Sein Herd! – Dein Palastgold die Beute
Des Gluthstroms! – Asche seid!«
Da floß von Cherubs Schwert ein Funke nieder
(Wie jener Stern Abbadon), und sein Fuß
Sandt' Sturm ihm nach, schwarz am Gefieder;
Da ward der Funk' ein Fluß
Von Wirbeln himmelhoher Aetnaswellen
Und Bergen Rauchdampf, den der Würger sich
Zum Siegskleid umwand, und die Schwellen
Der Erde krümmten sich.
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Da zischten nieder Güsse Funkenregen,
Bis hier und dort ein Pharos wie ein Heer
Von Riesen flammt', und allerwegen
Floß siebenfarbig Meer,
Auf dem der Sturmwind ritt und Schrecken sauste.
O weint und mischet mächt'gen Jammerton
Zum Ach, das die Verzweiflung brauste!
Zum Ach, das hier ein Sohn,
Ein Greis, ein Sterbender, ein Volk von Kranken
Aus Flammen wimmert, wie aus Moloch's Arm!
»Hör's, Cherub! laß Dir Thränen danken!«
Da wägt er – und sein Arm
Stürzt weiter. Es schlägt Mitternacht und Morgen;
Die Wage tönt noch fort, die Dämmerung,
Die Nacht, den Mittag durch zum Morgen;
Nun steht sie! – Endlich g'nung!
Kniet! – Mit der letzten Loh' fuhr er, umkreiset
Von dreißig Märtrern, auf! – Gott sah, da war
Die Stadt ein Babel, nackt, verwaiset,
Ein weiter Rauchaltar,
Auf dem Noth, Hunger, Frost, Harpyenheere!
Vielklauicht ruheten; sie ächzt, sie heult!
Da sprach er: »Gnade! was die Schwere
Des Zorns schlug, sei geheilt!«
Er sprach's! Macht ging von ihm; die Aschenstätte
Bewegte sich, des Schutts Gebein erhob
Sein heilig Haupt, um Preisgebete
Dem Rächenden zu weihn und Lob
Dem Wiederbringer! Denn er hebt Paläste
Mit Kränzen aus der Asch' zum Himmel auf:
So gehn am Auferstehungsfeste
Aus Asche Leiber auf
Und hüpfen froh ums Grab in Strahlenrüstung;
So hüpft – der Seher sieht's! – so hüpfst Du Stadt
Bald, statt des Gräuels der Verwüstung,
Um eine neue Stadt!